Auf geht’s Deutschland
Zurück auf vertrautem Boden
Inhaltsverzeichnis
- Ich komme wieder!
- Stinkekäse und die deutsche Kultur
- Bürokratie, Versicherungen und Sündenböcke
- Missverständnisse und ein Zeltplatz voller Kinder
- Geburtstagsüberraschung
- Erfahrene Bikepacker beweisen, dass ein Siebenjähriger falsch liegt
- WipeOut – Heul nicht, lauf!
- Berge, Seen, Wasserfälle, 18.000 Polizisten und ein blonder Possenreißer
Ich komme wieder!
Unsere Ankunft in Deutschland erfolgte nach einer 11-tägigen Fahrt durch Frankreich, Belgien und Holland. Es dauerte genau 4,9 km und 18 Minuten, bis wir in Deutschland in einen Zug stiegen. Das soll nicht heißen, dass die Radwege schlecht waren oder wir etwas gegen Aachen haben, sondern nur, dass uns (leider) die Zeit davonlief, um Jana zu einem Junggesellinnenabschied in Erfurt zu bringen! Es gab in Deutschland genug Radkilometer, wie ihr in ein paar Minuten herausfinden werdet.
Stinkekäse und die deutsche Kultur
Wir fuhren mit dem Zug von Aachen nach Fulda und freuten uns auf die Sitzplätze und die Bequemlichkeit, die die Deutsche Bahn für Reisende mit Fahrrädern bietet. Im Grunde genommen einfach Abteile mit mehr praktischem Platz als in Großbritannien. Wir saßen nebeneinander, in Fahrtrichtung, gegenüber einem gut gekleideten Paar. Es war schon nach unserer üblichen Mittagszeit, und wir freuten uns beide darauf, das übergroße Brötchen (das man im Vereinigten Königreich vielleicht als “Mülldeckel” kennt) zu essen, das wir in Maastricht gekauft hatten. Das Brötchen passte perfekt zu dem mittelalten Gouda, den wir ebenfalls früher am Tag erworben hatten.
Als sich der Zug füllte und wir ein paar Bissen zu uns nahmen, wurde uns die Situation bewusst und wir begannen zu kichern. Unser mittelalter Gouda war ziemlich stinkig. Als der Zug an der nächsten Haltestelle ankam, wurden einige Sitze ein paar Reihen weiter frei, da die Leute an ihrer Haltestelle ausstiegen. Das gut gekleidete Paar gegenüber stand ebenfalls auf, die Dame sah uns an und entschuldigte sich, und anstatt auszusteigen, setzten sie sich auf die nun freien Plätze ein paar Reihen weiter. Während wir weiter vor uns hin kicherten hatten wir es geschafft, ohne es wirklich zu merken, einen Teil des Waggons zu räumen. Wir hoffen, dass der Käse der Übeltäter war und keine anderen Gerüche von den beiden Radreisenden ausgingen…
Der Radweg von Fulda nach Wiesenthal, unserem Ziel, erschien uns auf Komoot leicht. Vielleicht waren unsere Beine nur müde, aber es war alles andere als leicht. Unserer Vorliebe für interessante Automaten folgend, holten wir uns unterwegs an einem „Wurstautomaten“ ein paar geräucherte Würstchen aus der Region, die uns halfen, die Hügel nach Wiesenthal zu erklimmen. Die Bequemlichkeit der modernen Welt ist manchmal magisch.
Unsere Wochenenden waren dann etwas anders. Jana ging mit Luise und ihren Freundinnen zu einem Junggesellinnenabschied nach Erfurt, während Eric und ich der Thüringer Kultur frönten (zur Feier des Europapokal-Siegs von Eintracht Frankfurt gab es 2-Liter-Glas-Stiefel gefüllt mit Apfelwein und zum Essen traditionelle Haxen aus dem Brotbackofen – danke Maik und Annelie).
Das Schweinefleischvergnügen in Wiesenthal war noch nicht vorbei. Als die Mädchen zurückkamen, wurden wir mit Pulled Pork aus dem Dutch-Ofen verwöhnt – unser letztes Abendessen, bevor es Zeit war, Eric und Luise in Ruhe zu lassen und unsere Reise fortzusetzen.
Bürokratie, Versicherungen und Sündenböcke
In Würzburg mussten wir noch einige letzte Formalitäten erledigen, bevor wir Deutschland für ferne Länder verlassen konnten. Wie bei den „verlorenen“ Pässen auf dem Weg nach Brüssel an unserem allerersten Reisetag wurde ich (wieder) dafür verantwortlich gemacht, dass wir unsere Abmeldebestätigungen verloren hatten. Das bedeutete, dass wir uns nicht von der Krankenkasse abmelden konnten. Eine Versicherung ist für einen Deutschen eine große Sache. Für Jana ist der Verlust dieses Formulars also eine Frage von Leben und Tod. Jana hatte „stundenlang“ in jedem Ordner gesucht, den wir in ihrem Elternhaus zurückgelassen hatten. Kurz davor unsere Reisepläne abzubrechen, forderte Jana mich auf, ihr bei der Suche zu helfen. Und siehe da, im ersten Ordner, in dem ich nachschaute, waren die Abmeldebestätigungen. Reisepläne gerettet und das zweite Beispiel von Joel dem Sündenbock hinter uns, verließen wir Würzburg entlang des Mains.
Missverständnisse und ein Zeltplatz voller Kinder
Es war ein weiterer heißer Tag Anfang Juni, und der Radweg entlang des Mains war großartig. Viele junge Familien waren unterwegs und vergnügten sich auf den Spielplätzen, es gab Grills, Biergärten und viele Stellen, an denen man ins Wasser springen konnte, um sich abzukühlen. Ich lehnte jedoch die Gelegenheit ab, da ich wollte, dass unser erster Tag zurück auf den Rädern ein produktiver Tag wird, sehr zu Janas Enttäuschung. Diese Entscheidung würde ich später bereuen, denn als wir auf unserem Campingplatz mit einem Freibad nebenan ankamen, war es bereits zu kalt zum Schwimmen!
Später am Tag, auf dem Weg nach Uffenheim, wurden wir von einem älteren Ehepaar auf E-Bikes halb überholt und halb bei der Wegbeschreibung unterstützt. Jana fuhr mit dem Herrn voraus, während ich mit der Dame hinterher fuhr. Es war leider kein gutes Gespräch, sie hatte keine Ahnung, was ich sagte. Ich weiß nicht, ob es an meinem Akzent lag oder daran, dass ihre Hörgeräte nicht laut genug eingestellt waren. Jana schien auch nicht viel Erfolg zu haben. Der Herr hatte offensichtlich wenig Vertrauen in Janas Navigationsfähigkeiten, denn innerhalb der 10-minütigen Fahrt erklärte er ihr mindestens fünfmal den Weg zum nächsten Dorf.
Beim Einrichten des Campingplatzes in Uffenheim bot mir ein holländisches Paar auf Hochzeitsreise an, eine Luftpumpe zu benutzen, um unsere Matratzen aufzublasen. Leider passte der Standard-Pumpenadapter nicht auf unsere Matratzen, also blies ich sie weiterhin mit dem Mund auf und wurde bei jedem tiefen Ausatmen fast ohnmächtig. Wir sind keine Traditionalisten und halten uns gerne für spontan, aber wir haben jetzt unsere Routine: Wenn wir an dem Ort ankommen, an dem wir zelten, bauen wir das Zelt gemeinsam auf, korrigieren gegenseitig die Heringe im Boden, dann mache ich mit dem Inneren des Zeltes weiter, während Jana mit dem Kochen beginnt. Ich bin mir sicher, dass es daran liegt, dass sie meine Kochkünste nicht mag, denn aufgrund meiner mangelnden Flexibilität ist sie definitiv schneller beim Aufbau des Zeltinneren.
Nach einem kurzen Besuch in der alten Schule von Janas Vater, die direkt neben dem Campingplatz liegt, machten wir uns auf den Weg nach Ansbach, laut GPS sind es noch 68 km!
Die Nacht verbrachten wir auf einem der besten Campingplätze, auf denen wir bisher übernachtet haben, in Merkendorf. Der kleine Platz war an das Naturbad angeschlossen und lag am Rande des sehr gepflegten Dorfes. Es gab keine festen Stellplätze, also zeigte uns der Herr, der den Platz betrieb, ein großes Feld und sagte, wir könnten unser Zelt aufstellen, wo wir wollen. Es gab mehrere andere, ähnliche Felder wie das, auf dem wir standen, die jedoch alle mit lokalen Jugendgruppen (die mit der Feuerwehr und dem Wasserrettungsdienst verbunden sind) oder größeren Familien-/Freundetreffen gefüllt waren. Sehr zu unserem Geschmack verwandelte sich das Gelände tagsüber in eine Art Ballermann für Kinder, es wurden in ohrenbetäubender Lautstärke klassische Hits gespielt, aber um 22 Uhr war Schluss. Perfekt für uns, denn wir mussten früh aufstehen, um in Richtung Süden zu fahren.
Geburtstagsüberraschung
Es war der 9. Juni, der Tag vor meinem Geburtstag. Während Jana die Route plante und uns navigierte, war es meine Aufgabe, zu folgen und zu motivieren. Nach einem langen Anstieg in den Wald bei Kipfenberg kamen wir zu einer Waldlichtung. Das Handy-Navi (Komoot) zeigte an, dass wir geradeaus weiterfahren sollten, durch die Waldlichtung. Je näher wir der Waldlichtung kamen, desto beunruhigter wurden wir. Es stellte sich heraus, dass die Waldlichtung und unsere Route in Wirklichkeit der Startplatz des lokalen Gleitschirmclubs war. Die Route führte uns über eine steile Felswand hinunter in das 120 Meter tiefer gelegene Dorf Böhming. Es war klar, dass wir eine alternative Route brauchten. Meine natürlichen Instinkte setzten ein und da ich als Kind ein begeisterter Pfadfinder war, schlug ich eine neue Route nach links auf einem Pfad durch den Wald vor. Eine Dame, die mit ihren Hunden spazieren ging (6 Stück… vermutlich eine professionelle Hundeausführerin), bestätigte mein Bauchgefühl, dass der Weg links langsam durch den Wald hinunter ins Dorf führte. Herrlich.
Nun, wir müssen den falschen Weg links genommen haben, denn der Weg, auf dem wir uns befanden, wurde mit jedem Meter, den wir vorwärts gingen, steiler und schmaler. Innerhalb weniger Meter ging es von einem ausgetretenen Naturpfad zu einem Weg mit meterhohen Brennnesseln. Es war jedoch zu spät, um umzukehren, denn der „Weg“ war so steil, dass wir die Räder mit den Taschen nicht mehr zurück nach oben schieben konnten. Ich ignorierte Janas Bitte, die Taschen von den Fahrrädern zu nehmen und wieder hinaufzugehen. Wir gingen einfach weiter, bergab. Die Brombeer-Pflanzen, Brennnesseln und die vielen Mücken waren so zahlreich, dass wir zum Schutz unserer Haut volle Regenmontur (Hose und Mantel) anziehen mussten. Die Büsche, die den Weg überwucherten, wurden bald zu Ästen, die quer über unserem Weg lagen. Die ersten konnten wir noch wegschieben, aber die umgestürzten Bäume danach waren zu groß, um sie zu bewegen. Anstatt die Taschen abzunehmen, um vor 20 Minuten 20 Meter zurückzulaufen, waren wir jetzt etwa 200 Meter weiter unten auf dem Weg und mussten die Taschen von den Fahrrädern nehmen, um sie über die umgestürzten Bäume zu tragen. Noch immer ist kein Ende in Sicht.
Beide gestochen, mit Spinnweben bedeckt und in voller Regenkleidung in der glühenden Mittagshitze stark schwitzend, erreichen wir unten einen Radweg. Dies waren vielleicht die langsamsten und schmerzhaftesten 300 Meter, die wir auf unserer gesamten Radreise zurücklegen würden. So viel zum Bauchgefühl. Ich hätte schwören können, dass ich sogar mein Navigationsabzeichen bei den Pfadfindern gemacht habe.
Ein paar Kilometer weiter kamen wir an einem sehr noblen Spa-Hotel in Schambach an, wo Jana mir sagte, dass wir die Wegbeschreibung zu dem Wildcampingplatz bekommen würden, den sie für diese Nacht gebucht hatte. Während Jana an der Rezeption war, stöberte ich unten im Garten auf der Suche nach einem Wasserhahn, um unsere Wasserflaschen zu füllen. Nach unserem Abenteuer eine Stunde zuvor brauchten wir dringend mehr Wasser zum Trinken, und wenn es auf dem Wildcampingplatz keine Wasserpumpe gäbe, bräuchten wir später Wasser zum Waschen. Mit Dreck beschmiert und blutigen Kratzern an den Beinen erntete ich ein paar seltsame Blicke von den Gästen, die sich im Garten entspannten, als ich das Schild „Kein Trinkwasser“ neben dem Wasserhahn entdeckte und seufzte.
Jana kam mit einer anderen Dame von der Rezeption zurück, die sich vorstellte und sagte: „Ihr Zimmer ist im 3. Stock und Sie können Ihre Fahrräder in der Garage abstellen. Dann fuhr sie fort, über das Spa und den Swimmingpool zu erzählen! Ich war völlig schockiert und wusste nicht, was ich sagen sollte. So etwas passiert nicht allzu oft. Ein paar Tage in einem Wellness-Hotel und kein Radfahren. Was für eine tolle Überraschung und was für ein Geburtstagsgeschenk!
Erfahrene Bikepacker beweisen, dass ein Siebenjähriger falsch liegt
Wir beschlossen, München westlich zu umfahren und radelten nach Neuburg, um erst der Donau und dann dem Lech zu folgen. Während wir in Neuburg beim Mittagessen saßen und dem Wasserrettungsdienst bei seinen Übungen zusahen, saß eine junge Familie auf der Bank hinter uns neben unseren Fahrrädern. Ein Junge, etwa 7 Jahre alt, fing an zu kichern und kommentierte gegenüber seinem Vater die Tatsache, dass wir Wasserflaschen an den Vordergabeln unserer Fahrräder befestigt hatten: „Das ist ja blöd“, sagte er. Wir hörten die Antwort des Vaters nicht, aber ich hoffe, er verteidigte uns. Wir haben wirklich keine Ahnung von Fahrrädern, vielleicht weiß der 7-Jährige mehr darüber als wir und wir haben die ganze Zeit etwas falsch gemacht.
Wir sind jetzt seit über 6 Wochen unterwegs und haben 5 verschiedene Länder besucht, so dass man von uns vielleicht erwarten könnte, dass wir fast schon Profis sind, wenn es um Camping, Radfahren und Reisen geht. Nachdem uns die Kommentare eines Siebenjährigen fast schon peinlich waren, machten wir uns auf den Weg von Neuburg weg, um ihm das Gegenteil zu beweisen. Wir fanden eine Picknickbank direkt an der Donau in einer relativ abgelegenen Gegend. Perfekt für uns, um das Abendessen vorzubereiten und zu kochen, bevor wir uns später auf die Suche nach einem Zeltplatz machten, der unsere erste Wildcampingerfahrung sein sollte.
Jana begann, das Gemüse für das Abendessen zu schnippeln, und ich holte den Campingkocher heraus. Wir haben einen Multifuelkocher (Primus omnilite ti – für diejenigen, die auf der Suche nach einem professionellen Gerät sind – danke an Janas Arbeitskollegen, die dazu beigetragen haben, dass wir uns dieses Gerät leisten konnten!), so dass wir mit Gas, Benzin, Diesel usw. kochen können. Bisher verwendeten wir “White Spirit”, den wir vor ein paar Wochen in England gekauft hatten, aber die Flasche war jetzt leider leer. Deshalb waren wir am Vortag einkaufen gegangen, weil wir wussten, dass der “White Spirit” nicht mehr lange reichen würde.
Während Jana mit dem Schneiden fertig war, nahm ich den Herd mit der neuen Flasche “Spiritus”, die wir gekauft hatten, in Betrieb. Ich machte denselben Prozess durch, den wir in den letzten Wochen sooft durchgeführt hatten. Der einzige Unterschied war, dass es keine Flamme und kein Feuer gab, nachdem ich den Herd angezündet hatte. Das konnte natürlich nicht meine Schuld sein, also fing ich an, das Gerät zu reinigen und auseinander zu nehmen. Die Gebrauchsanweisung hatten wir natürlich nicht mehr, denn das wäre ja zusätzliches Gewicht, und nachdem es beim ersten Mal geklappt hat, hatte ich behauptet, ich sei schon ein Experte und bräuchte die Anleitung deshalb nicht. In der Zwischenzeit hatte Jana alles für das Abendessen vorbereitet und alle Rohzutaten lagen auf dem Tisch verteilt. Nach mehreren Versuchen und verzweifeltem Googeln stellte sich heraus, dass „Spiritus“ nicht dasselbe ist wie “White Spirit” und unser Kocher damit nicht funktionierte. Da wir niemandem außer uns selbst die Schuld geben konnten, war kaltes, rohes Gemüse und Wasser unser Abendessen.
Nach diesem kleinen Misserfolg setzten wir unseren Plan fort, unsere erste Wildcamping-Erfahrung zu machen. Es gab einen Radweg am Donauufer entlang. Auf der einen Seite ist der Fluss und auf der anderen ein Kiefernwald. Alle paar hundert Meter führte ein Weg in den Wald hinein. Da es bereits dunkel wurde, sahen wir einen dieser Wege als perfekten Einstieg in den Wald. Ein paar Schritte in den Wald hinein sahen wir dann einen anderen, weniger ausgetretenen Weg, der zu einer kleinen Lichtung führte. Perfekt für uns, um unser Zelt aufzuschlagen, denn es wäre dort völlig unsichtbar.
Wir bauten das Zelt auf und versteckten die Fahrräder vor neugierigen Augen. Als wir in unsere Schlafsäcke schlüpften, war es schon fast 23 Uhr und stockdunkel draußen. Wir sagten uns gute Nacht und rollten uns zusammen. KNALL!!! Irgendwo in der Nähe wurde ein Schuss abgefeuert. Schwer zu sagen, wo und wie weit entfernt ein Geräusch war, wenn man in einem Zelt ist, aber dieses klang so, als wäre es gar nicht weit weg gewesen. Nach einer hitzigen Diskussion beschließen wir, an Ort und Stelle zu bleiben, das war sicher die letzte Aktion des Tages für die örtlichen Jäger. Der Wecker klingelt um 6 Uhr morgens, früh genug, um hoffentlich ungesehen zu entkommen. Man kann mit Sicherheit sagen, dass wir nicht den besten Schlaf hatten und so schnell nicht wieder wild zelten werden.
Vielleicht hatte der Siebenjährige in Neuburg recht. Amateure.
WipeOut - Heul nicht, lauf!
Das Radfahren auf den Radwegen entlang des Lechs war großartig. Die Bequemlichkeit und die Möglichkeiten, die man beim Radfahren in Deutschland hat, sind uns erst jetzt klar, nachdem wir weitergereist sind und ich dies viele Wochen später schreibe. Wir pausierten in Augsburg einen Tag und chillten auf dem Lech-Campingplatz in Mühlhausen, genossen den See vor Ort und badeten darin. Es gab auch andere Bikepacker, was uns die Möglichkeit gab, wichtige Tipps über Routen durch die Alpen und nach Südeuropa zu erhalten! Wie ihr gemerkt habt, hatten wir das als Amateure nicht wirklich bedacht oder geplant, daher vielen Dank Andreas für die Empfehlung des Alpe-Adria-Radweges.
Unsere Reise entlang des Lechs führte uns weiter ins Herz Bayerns und zu unserem Miniziel, den Alpen. Die Landschaft war oft wunderschön und es gibt soo viele Highlights, die mir in den Kopf kommen. Ich bin mir aber bewusst, dass ihr andere Dinge zu tun habt, falls jemand überhaupt so weit in diesem Artikel gekommen ist. Nach einer Nacht in unserem Zelt, in dem wir neben einem gruseligen Hexenhaus schliefen, verbrachten wir den Nachmittag im Freibad von Altenstadt und spielten auf aufblasbaren Spielgeräten im Stil von „Wipeout“. Das war vielleicht etwas kindisch, aber die Befriedigung, wenn man seine Freundin von der Spitze einer Hüpfburg ins Wasser wirft, fühlt sich soo gut an.
Berge, Seen, Wasserfälle, 18.000 Polizisten und ein blonder Possenreißer
Das Thema des guten Essens und der erstaunlichen Gastfreundschaft in Deutschland setzte sich bei Janas Tante Sanny und ihrem Partner Ralf fort. Ein Abend mit Bier und Pizza war genau das, was der Arzt verordnet hatte. Im wahrsten Sinne des Wortes, was Jana wirklich bestellt hat.
Um uns bei unserem letzten Zwischenstopp vor den Alpen zu helfen, arrangierte Sanny für den nächsten Tag ein Treffen mit einer Freundin, die einen Bauernhof besitzt. Andrea arrangierte für uns einen wilden Campingspot neben einem kleinen Bach auf einem ihrer Felder. Nachdem wir unser Zelt aufgeschlagen hatten, machten wir einen Spaziergang entlang des Baches und fanden einen Wasserfall ein paar hundert Meter von unserem Zelt entfernt, unter dem wir uns ducken konnten. Ideal zum Abkühlen nach einem Tag Radfahren in den Voralpen.
Letzter Halt in Deutschland: Mittenwald. Wir sind schon ein paar Mal hier gewesen und lieben es. Wir konnten buchstäblich nicht wegfahren, nicht wegen der 18.000 Polizisten, die sich für den G7-Gipfel versammelten, der eine Woche später stattfand, sondern weil die malerische bayerische Touristenstadt so viel zu bieten hat. Aus den geplanten zwei Tagen in Mittenwald wurde eine Woche. Wir hatten Tage zum Wandern und andere zum Entspannen, wir hatten sogar die Gelegenheit, weiter weg zu fahren und Janas Cousine und ihre Familie in Österreich zu besuchen. Sie haben kürzlich einen neuen, vollautomatischen Kuhstall gebaut. Das mag ein wenig vom Thema abweichen, aber mit Kuh-Wasserbetten, Kuh-Massagegeräten und einem vollautomatischen Staubsaugerroboter war ich fasziniert.
An anderen Tagen schwammen wir im Ferchensee, im Walchensee und im Lautersee und fuhren sogar mit E-Bikes auf den Schachen. Grandios!
Nur so nebenbei: Boris Johnson schwamm anscheinend jeden Morgen während des G7-Gipfels im Ferchensee.
Was für eine passende Art und Weise, meinen allerersten Blogeintrag zu beenden: britische Politik. Ich wette, damit habt ihr nicht gerechnet.
(Um auf den Titel dieses Abschnitts zurückzukommen: Wenn man die Worte „blonder Possenreißer“ googelt (auf englisch “Blonde Buffoon”, findet man Verweise auf Boris Johnson. Ich entschuldige mich also für den Titel, Boris, das ist nicht mein Werk).
Ein paar weitere Eindrücke von Deutschland
Einen Blogartikel zu schreiben ist sehr zeitaufwendig und wir sind beim Posten auf gutes Internet angewiesen, sodass unsere Erlebnisse hier oft einige Wochen zurückliegen. Wo wir aktuell sind, könnt ihr auf dieser Karte bzw. über unseren Instagram-Account verfolgen!
Ein sehr schöner Bericht über ein beeindruckendes Erlebnis.
Danke, dass wir ein Teil davon sein durften.
Weiterhin viel Glück, Motivation und immer genug Luft auf den Reifen.
Vielen Dank, Maik. Es ist klasse, wie wir immer mit offenen Armen bei den Gattungs empfangen werden. Bis bald und alles gute. Joel