Griechenland
von schwerem Obst, sandigen Stränden und Killerschlangen
In diesem Blogartikel genießen wir
eine Menge Äpfel und Pfirsiche. Wir machen Witze über Schnee und meckern über gepflasterte Straßen. Dann spreche ich über meine tiefste Angst, bevor wir in ein stinkendes Bad steigen. Wir machen ein Workout am Strand und essen Donut und Kuchen als letzte Mahlzeit in Griechenland.
Inhaltsverzeichnis
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Schwere Äpfel
Irgendwie ändert sich unsere Stimmung und unser Eindruck von der Landschaft, als wir die Grenze von Nordmazedonien nach Griechenland überqueren. Alles um uns herum scheint grüner und üppiger zu sein.
Nach einem langen Radtag sind wir froh, am Rande von Kelli in Nordgriechenland einen Platz zum Wildcampen zu finden. Wir haben sogar einen Blick über das Tal. Die Hunde vom Bauernhof nebenan bellen die ganze Nacht, aber sie halten uns nicht wach. Wir sind erschöpft von den letzten Tagen und schlafen bis zum Sonnenaufgang durch.
Etwa 1000 m über dem Meeresspiegel und Ende September wird es nachts langsam kalt. Umso dankbarer sind wir am nächsten Morgen, dass wir im nächsten Ort ein kleines Café finden. Wir trinken einen Cappuccino im Warmen, bevor es weiter bergab Richtung Vegoritida-See geht
Auf einem flacheren Abschnitt jenseits des Sees folgen wir der Straße in Richtung Edessa mit Apfelplantagen auf beiden Seiten. Alte Traktoren mit Anhängern und Lastwagen, vermutlich mit Obst und Gemüse beladen, rauschen vorbei. Wir nähern uns einer Kreuzung, als ein kleiner blauer Traktor mit Anhänger etwa 50 m vor uns die Straße überquert.
Als dieser halb in unserem Weg parkt, kommen wir fast zum Stehen. Der Fahrer zeigt auf die Äpfel in seinem Anhänger. Ich fahre auf den Anhänger zu, als der Bauer von seinem Sitz aufspringt. Er murmelt mir etwas auf Griechisch zu und zeigt weiter auf die Äpfel. Dankbar nehme ich einen und wende mich ab, um ihn in meine Tasche auf dem Gepäckträger zu packen. Der Bauer redet weiter mit mir und steht inzwischen neben mir. Er füllt seine Hände mit Äpfeln und bietet sie mir an.
Ich öffne den Rucksack und fülle jeden freien Platz mit den etwa 10 Äpfeln, die ich bekommen habe. Der Mann geht dann um seinen Anhänger herum, holt irgendetwas von der anderen Seite und kommt zurück. Pfirsiche! Ich lege die Pfirsiche zu den Äpfeln, während Jana das „Gespräch“ übernimmt und sich auf Griechisch bedankt.
Ich will ja nicht undankbar klingen, aber zum Glück ist die Straße nach Edessa relativ flach. Mein Fahrrad ist jetzt unglaublich schwer und mit Äpfeln und Pfirsichen überladen. Es ist sehr anstrengend, in die Pedale zu treten. Ich mache natürlich nur Spaß. Es sind Momente wie diese, die diese Reise für uns so besonders machen.
Einheimisches Wissen oder Navigations-App?
Unser Mittagsdessert, je ein Apfel und ein Pfirsich, wird unterbrochen.Ein älterer Herr kommt um die Ecke und setzt sich neben uns. Wir sitzen an einem Picknicktisch unter einem Holzdach, das auf dem kleinen Dorfplatz Schutz vor der Sonne bietet.
Die deutsche Fahne auf Janas Fahrrad muss es verraten haben, denn der Herr stellt sich uns auf Deutsch vor. Eine ziemliche Überraschung für ein abgelegenes Dorf in Nordgriechenland. Wie sich herausstellt, hat er die meiste Zeit seines Lebens als Ingenieur in Deutschland gearbeitet. Mittlerweile hat er sich in seine Heimatstadt zurückgezogen, die nur wenige Kilometer von uns entfernt liegt.
Der Unterstand, unter dem wir sitzen, sagt er, wurde vor kurzem renoviert. Abgesehen von dem nicht reparierten Frischwasserhahn, scheint er recht zufrieden damit zu sein. Die Bauarbeiter haben den Wasserhahn einfach vergessen, obwohl der Mann sie mehrfach erinnert hat. Typisch griechisch, sagt er.
Wir beenden unser Gespräch und unser Mittagessen und biegen nach links ab. Dabei schaffen wir es etwa 20 Meter weit, bevor wir Rufe von einem Balkon zu unserer Rechten hören. Eine Dame ruft „Edessa?“, worauf ich mit „Ja“ antworte. Ein Herr, der neben ihr sitzt und eine Zigarette raucht, zeigt dann nach Rechts. Die Dame tut das Gleiche und schlägt vor, dass wir unsere Navigations-App ignorieren. Es wäre besser, wenn wir an der Kreuzung geradeaus fahren, meinte sie. Wir kehren um und fahren die vorgeschlagene Straße hinauf. Zum Glück haben wir auf die Beiden gehört, denn die Straße ist genial und komplett neu asphaltiert.
Ein Paar Bilder vom Campen
Ein Missverständnis und noch mehr Pfirsiche!
Die Wasserfälle und Flüsse von Edessa sind wirklich beeindruckend, aber wir haben keine Zeit, lange zu bleiben. Komoot führt uns auf einer Route durch die Stadt und durch eine Hintergasse an den Wasserfällen vorbei. Unterhalb der Stadt kommen wir an den Wasserpumpen vorbei, die vermutlich die Wasserfälle in Gang halten. Dann sind wir wieder von Obstbäumen umgeben.
Als es Abend wird, suchen wir nach einem Platz, um das Zelt* aufzustellen. Wir erreichen ein kleines Dorf und sprechen einige Bauern an, die an einem Tisch in einem Hof sitzen. Nach einer höflichen Begrüßung auf Griechisch und Englisch fragen wir mit Hilfe von Google Translate, ob wir auf einem ihrer Felder oder auf einem freien Stück Land zelten dürfen. Die Gruppe scheint weder zu verstehen, worum wir bitten, noch, dass wir das Telefon zum Übersetzen benutzen müssen.
Ein Herr steht auf und redet auf Griechisch weiter, dann geht er zu einem Motorroller hinüber. Er öffnet eine Tüte, die auf dem Roller liegt, und füllt seine Hände mit Pfirsichen. Dann kommt er herüber, reicht sie mir und kehrt zu seinem Roller zurück. Dieses Mal holt er Dutzende Walnüsse und reicht sie mir. Unerwartet, aber nett, denke ich. Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, ob er uns verstanden hat. Der Mann steigt auf seinen Roller und deutet mit Handzeichen an, dass wir ihm folgen sollen. Wir haben Glück, denken wir.
Er führt uns in einem ziemlichen Tempo durch das Dorf. Jana schlägt mir vor, schneller zu fahren, damit wenigstens einer von uns mithält. Ich trete wie verrückt und schaffe es, ein paar Meter hinter ihm zu bleiben. Zum Glück steht die Ampel vor uns auf Rot, sodass der Mann abbremsen muss. Er hält an und zeigt nach links auf die Hauptstraße. „Thessaloniki“, sagt er und lacht. Dann hebt er den Arm zum Abschied, wendet seinen Roller und fährt davon.
Wir deuten dies als ein „Nein“ auf unsere ursprüngliche Frage und fahren weiter. Höchstwahrscheinlich hat er gedacht, wir haben uns verfahren und nach dem Weg gefragt. Später finden wir ein „wildes“ Plätzchen zwischen Pfirsichbäumen, wo wir die Nacht verbringen können, ohne entdeckt zu werden.
Schnee im September
Zu unserer Überraschung ist Nordgriechenland ein großes Baumwollanbaugebiet. Als wir durch die Landschaft fahren, bemerken wir weiße Flusen auf den Straßen. Wir scherzen, dass es Schnee ist, und sehen dann die Baumwollfelder mit ihren kleinen weißen buschigen Früchten. Als Traktoren mit Anhängern voller Baumwolle an uns vorbeifahren, fallen kleine Baumwollstücke heraus. Sie fliegen im Wind umher, so dass ein Schneesturmeffekt entsteht.
Kopfsteinpflaster und steile Straßen
Da Thessaloniki an der Küste liegt, nehmen wir an, dass die Stadt sich auf Meeresebene befindet. Richtig, das gilt für den Strand von Thessaloniki. Allerdings nicht für unser Hostel, in dem wir ein paar Nächte verbringen werden. Die Kopfsteinpflasterstraßen, die durch die Stadt bergauf führen, gehören zu den steilsten Anstiegen bisher. Es ist daher typisch, dass wir an dem Ort ankommen, an dem sich laut Google das Hostel befindet, und dann die Fahrräder und Taschen etwa 50 steile Stufen zum tatsächlichen Eingang hinuntertragen müssen.
Wir finden es toll, wieder eine richtige Küche zu haben. Jana nutzt sie auch sofort. Sie backt für uns und die anderen Gäste (hauptsächlich Erasmus-Studenten) einen Crumble aus den übrig gebliebenen Pfirsichen, Äpfeln und Walnüssen. Wir essen mehrere Portionen und hoffen, dass die anderen Gäste auch ein Stück nehmen. Am nächsten Morgen wachen wir auf und stellen fest, dass vom Crumble nichts mehr übrig ist. Kein Wunder, denn er war wirklich lecker. Zu Janas Freude hat sogar jemand das Backblech abgewaschen. Auch ich bin glücklich, denn ich konnte Streuselkuchen essen, ohne backen oder abwaschen zu müssen.
Eine besondere Erwähnung in Thessaloniki verdient ein Mitarbeiter eines Imbisses, der uns von unserem Hostel empfohlen worden ist. Wir gönnen uns zwei Pulled-Pork-Sandwiches zum Mitnehmen, da wir am Meer essen wollen. Während wir warten, sitzen wir vor dem Imbiss und trinken ein Bier. Beim Bezahlen geben wir ein kleines Trinkgeld. Der Mitarbeiter kommt zurück und bringt uns zwei mit Nutella gefüllte Sandwiches als Nachspeise auf‘s Haus. Herrlich, danke.
Meine größte Angst
Um eine berühmte Passage zu zitieren:
"Unsere größte Angst ist nicht, dass wir unzulänglich sind. Unsere größte Angst ist, dass wir unermesslich mächtig sind!"
– Marianne Williamson –
Ein großartiges Gedicht übrigens, das aus einer Passage in Marianne Williamsons Buch „A Return to Love*“ stammt und später im Film „Coach Carter“ verwendet wurde.
Nun, das ist nicht meine größte Angst. Meine größte Angst sind Schlangen!!
Wir sind heute gut vorangekommen. Den Volvi-See erreichen wir noch vor Sonnenuntergang. Wir steigen von den Rädern ab und schauen uns nach dem besten Platz für unser Zelt um. Jana findet den perfekten Ort, Er liegt direkt am See, versteckt durch einige Bäume auf der einen Seite und Schilf auf der anderen. Die Fläche für das Zelt ist eben, abgesehen von einem etwa fußballgroßen Stein in der Mitte. Ich will den einzigen Makel eines ansonsten idealen Zeltplatzes beseitigen. Also gehe ich zu dem Stein hinüber und hebe ihn mit beiden Händen auf.
„Arghhh“, schreie ich, lasse den Stein auf den Boden fallen und springe 2 Meter nach hinten. Eine grau-grüne Schlange schlängelt sich dort auf dem Boden, wo ich den Stein aufgehoben habe. Ich stehe unter Schock und mein Herz rast, als ich diesen tödlichen Killer nur einen Steinwurf von mir entfernt anstarre. Erschrocken springt Jana herbei, um zu sehen, was los ist. „Schlange!!“, schreie ich. „Argghhh“.
Unbeeindruckt lacht Jana, während sie sagt: „Ist schon gut. Die Schlange ist winzig. Sie wird dir nichts tun. Beruhige dich“. In absoluter Panik schreie ich immer noch. Ich schlage vor, ihr den großen Stein auf den Kopf zu werfen, um sie zu töten. Jana versucht, mich wieder zur Vernunft zu bringen. Sie hält mich zurück und erklärt mir, die meisten Schlangenangriffe fänden statt, wenn Menschen versuchten, eine zu töten. Wir sollten einfach warten, bis die Schlange weg ist, schlägt sie vor.
Ich beruhige mich ein wenig und stelle tatsächlich fest, dass die Schlange nicht der drei Meter lange Killer ist, für den ich sie gehalten habe. Sie ist in Wirklichkeit nur etwa 15 cm lang. Schließlich schlängelt sie sich durch das lange Gras davon und wir können das Zelt aufbauen. Jana fragt, was ich zum Abendessen möchte. „Ist mir egal, Hauptsache schnell“, antworte ich.
Nachdem ich das Zelt aufgebaut habe, gehe ich direkt hinein. Wir essen an diesem Abend drinnen und obwohl ich dringend pinkeln muss, verlasse ich das Zelt erst am Morgen. Es ist auch kein schöner Schlaf. Ich träume von Anakondas und Kobras, die in meinen Schlafsack eindringen.
Heiße, stinkende Bäder
Unsere heutige Route ist minutiös geplant. Am Ende der Strecke, direkt am Strand, gibt es einige heiße Quellen. Der Plan ist also, ein kostenloses Bad zu nehmen und dann zurück zum Strand zu fahren, um das Lager aufzuschlagen.
Ich überwinde meinen anfänglichen Gedanken, dass die Quellen schlimmer stinken, als ich. Obwohl ich den ganzen Tag mit dem Fahrrad unterwegs war und stark geschwitzt habe. Das Untertauchen in das heiße Wasser ist am Ende ein Geschenk des Himmels für meinen Körper.
Es treiben sich zwar ein paar dubiose Leute herum und der Schwefelgeruch ist ziemlich stark, aber die Quellen sind eine tolle Idee. Das sage ich, obwohl ich auf dem Weg zu den Bädern wieder eine Schlange entdecke. Doch es sind andere Leute anwesend und Jana beruhigt mich. So versuche ich mein Bestes zu geben und zu tun, als ob ich nichts gesehen hätte.
Wir sind bereit zu gehen und die Sonne geht gerade unter. Als wir aus dem Wasser steigen und zu den Fahrrädern zurückgehen, kommt ein anderer Radfahrer angerollt. Ben hat die gleiche Idee wie wir. Der Ausdruck der Enttäuschung in seinem Gesicht, als er uns, andere Bikepacker, sieht, ist lustig. Da die Quellen nicht auf einer Karte verzeichnet oder ausgeschildert sind, dachte er, er hätte den Ort für sich allein. Auch Ben hat keinen festen Platz für den heutigen Abend. Wir vereinbaren, ihm Bescheid zu geben, wenn wir einen guten Platz am Strand gefunden haben.
3 Kilometer weiter am Strand finden wir einen gut versteckten Platz auf einem erhöhten Sandweg direkt am Meer. Ben kommt eine Weile später und richtet sich ebenfalls ein. Wir sind uns einig, dass ein kleines Lagerfeuer gut wäre. Also gehen Ben und ich in der Dunkelheit mit unseren Stirnlampen los, um Feuerholz zu suchen. Der Weg ist auf einer Seite von Büschen und kleinen Bäumen gesäumt, auf der anderen Seite liegt der Strand. Ich sammle das wenige Holz, das auf dem Weg und in Sichtweite im Gebüsch liegt.
Mit der Erinnerung an den Schlangenvorfall von gestern Abend und mit der Sichtung von vorhin bin ich in höchster Alarmbereitschaft. Ich weiß genau, dass dies ein Schlangengebiet ist. Ben hingegen springt in die Büsche und greift überall hinein auf der Suche nach Feuerholz. Er ist verrückt, denke ich. Ben scheint das allerdings völlig egal zu sein. Weiß er denn nicht, dass es hier Schlangen gibt?!
Sobald das Feuer entzündet ist, ohne dass ich etwas dafür getan habe, spreche ich Ben auf die Schlangensituation an.
„Hast du keine Angst vor Schlangen, Kumpel?“. Ben verzieht leicht das Gesicht, fast amüsiert, und antwortet unverblümt: „Nein“. Er fährt fort: „Alter, habt ihr nicht gesagt, dass ihr nach Australien wollt? Als ich dort war, habe ich jede Menge Viecher gesehen und mich daran gewöhnt. Das hier in Griechenland ist Kindergeburtstag im Vergleich zu Australien.“
Jana, wir ändern unsere Route!
Viel Schmerz, kein Gewinn
Es ist fast Oktober und wir haben keine Ahnung, was wir im Winter machen sollen. Wir bekommen nur eine 90-Tage-Aufenthaltserlaubnis für die Türkei, deshalb können wir den Winter dort nicht einfach abwarten. Also überbrücken wir die Zeit bis zum Grenzübertritt in die Türkei und buchen eine Airbnb-Wohnung. Auch, um zu überlegen, wie wir die nächsten Monate verbringen sollen. Die Wohnung befindet sich über einem kleinen Lebensmittelladen in dem winzigen Dorf Mangana. Wir haben schon lange keine Wohnung mehr gebucht und freuen uns, dass wir sie für eine Woche nur für uns haben.
Der Strand Paralia Mangana ist auch nur 5 km entfernt. Bei unserem ersten Besuch entdecken wir eine Art Fitnessbereich am Strand. Uns kommt die Idee, dass wir auch für ein Workout herunterkommen könnten. Gefolgt von einem Sprung ins Wasser, um uns abzukühlen. Durch das viele Radfahren halten wir uns für relativ fit. Es wäre aber vielleicht eine gute Idee, ein paar Dehnübungen zu machen und andere Muskeln zu trainieren.
Eines Morgens fühlen wir uns motiviert und fahren zum Strand, um das besagte Training zu absolvieren. Ich habe ein 20-minütiges Programm für uns ausgearbeitet und wir ziehen es durch. Naja. Wir machen ein paar Übungen, dann jammern wir. Dann machen wir noch ein paar Übungen. Aber wir schaffen es. Wir gehen schwimmen, radeln nach Hause und chillen den Rest des Tages.
Das Aufstehen am nächsten Morgen ist jedoch leichter gesagt als getan. Wir leiden beide unter Schmerzen und haben den schlimmsten Muskelkater, den wir je hatten. Die Schmerzen halten die ganze Woche an, und wir gehen nicht mehr zum Strand zurück, um zu trainieren. Ja, vielleicht sollten wir einfach beim Radfahren bleiben.
Kann ich dein Fahrrad kaufen?
Die kleine Stadt Xanthi ist anderthalb Stunden mit dem Fahrrad von Mangana entfernt. Für die meisten Menschen, uns eingeschlossen, würde es sich nicht lohnen, dorthin zu fahren. Aber in Xanthi gibt es einen Lidl, und so beschließen wir, unseren Lebensmitteleinkauf zu einem Tagesausflug zu machen.
Wie es sich für einen guten Tagesausflug gehört, besuchen wir auch ein Café. Es gibt einen großen Sitzbereich vor dem Café, aber keine freien Tische. Nachdem wir die Fahrräder an einen Pfosten gegenüber dem Café angeschlossen haben, suchen wir uns also einen Platz im Inneren.
Ein Herr in Lycra-Radfahrerkleidung, der an einem der Cafétische sitzt, hält uns auf, um mit uns ins Gespräch zu kommen. Wir erzählen ihm von unserer Reise und was wir in Xanthi machen. Er und seine Frau sind begeisterte Radfahrer. Sie beschreiben, was sie alles unternommen haben, um ein Fahrrad wie das von Jana zu finden. Nachdem sie angedeutet haben, dass sie uns Janas Fahrrad abkaufen wollen, sind sie scherzhaft enttäuscht, als wir freundlich ablehnen. Wir hatten beim Betreten des Cafés auf einen netten Kuchen und Kaffee gehofft. Sicher aber hatten wir nicht erwartet, ein Angebot zum Kauf unserer Fahrräder zu erhalten.
Der stachelige Strand
Wir verlassen den Komfort unseres Airbnbs. Entlang der Südküste Griechenlands geht es durch den Nestos-Nationalpark mit Meer auf beiden Seiten der Straße.
Südlich von Komotini finden wir einen wilden Campingplatz am Strand von Imeros. Der Strand ist perfekt und verfügt sogar über eine Dusche! Wir sind nicht die einzigen Camper. Mehrere VW-Busse parken im Abstand von etwa 200 Metern, wir in der Mitte.
Einer der Busse gehört Stefan und Nadine inklusive Hund, die auf einer langen Reise durch Europa sind. Wir tauschen noch eine Weile Geschichten aus und ziehen uns dann in unser Zelt* zurück. Obwohl unser Gespräch nur relativ kurz ist, haben wir das Gefühl, gute Freunde gefunden zu haben. Wir werden auf jeden Fall in Kontakt bleiben.
Nach einer erholsamen Nacht erblicken wir beim Öffnen des Zeltes den Ozean! Mein Fahrrad über den Sand zu schieben fühlt sich irgendwie noch schwieriger an als gestern. Ich schaue nach unten. Mein Vorder- und mein Hinterreifen sind beide platt! Ich bin fast 4000 km geradelt und hatte keinen einzigen Platten. Nachdem ich gestern Abend noch vor Stefan und Nadine damit geprahlt habe, habe ich jetzt zwei Reifenpannen an einem Morgen.
Wir halten am Rande der Sandfläche an und fangen an, mein Fahrrad zu demontieren. Stefan sieht uns und kommt herüber. Er bietet seine Hilfe an, aber vor allem auch Kaffee. Wir wechseln die Schläuche meines Fahrrads und lachen mit Stefan und Nadine darüber, dass ich mich zu früh gefreut habe.
Beim Donutkauf erwischt
Wir befinden uns kurz vor der Grenze zur Türkei und unser letzter Halt ist in der Nähe von Alexandroupoli. Durch den Balkan und dann durch Griechenland zu fahren haben wir geliebt. Jetzt freuen wir uns darauf, eine andere Kultur zu erleben.
Wir übernachten auf einem Campingplatz am Strand gegenüber einem Lidl. Perfekt, denken wir, um am Morgen zu frühstücken. „Bleib noch ein bisschen im Bett, Jana, ich gehe rüber und hole uns Frühstück. Das können wir dann vor dem Zelt am Strand mit einem Kaffee genießen“, sage ich. Ich radle über die Straße zu Lidl. Seltsamerweise ist der Parkplatz leer. Auch die Ladentüren öffnen sich nicht, als ich darauf zusteuere. Ich schaue auf mein Handy. Idiot. Es ist Sonntag! Die Supermärkte sind hier sonntags geschlossen.
Mir bleibt nichts anderes übrig, als in die 20 Minuten entfernte Stadt zu radeln. Zum Glück finde ich recht schnell eine Bäckerei. Eine Gourmet-Bäckerei. Für mich ist das jetzt der Himmel. Ich habe soo einen Hunger. Es gibt viel Auswahl und alles sieht fantastisch aus. Ich bezahle für einen Donut und ein Stück Kuchen mit Kreditkarte und steige wieder auf mein Fahrrad. In der Erwartung, dass Jana sich Sorgen macht, weil ich so lange weg war, fahre ich so schnell ich kann zurück.
Als ich neben dem Zelt anhalte, begrüßt mich Jana: „Hey, was hast du denn da für 9,80 Euro gekauft? Du solltest doch bei Lidl ein günstiges Frühstück kaufen!!!“. Ich habe ihre Kreditkarte im Laden benutzt. So ein Mist. Da habe ich wohl vergessen, dass sie Benachrichtigungen auf ihr Telefon bekommt, wenn die Karte benutzt wird. Ich könnte hier in Schwierigkeiten geraten…
Nach dem ersten Biss in den Donut am Strand bin ich jedoch erleichtert, als ich höre, dass sie zufrieden ist. Zum Glück muss ich jetzt doch nicht vor dem Zelt schlafen.
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