Intelligente Toiletten und Verkaufsautomaten
Mit dem Fahrrad über Japans Inseln
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Inhaltsverzeichnis
- Frühsport als Morgenritual
- Das Nudel-Schlürfen geht weiter
- Japanische Autos
- Von Insel zu Insel
- Das Ungeheuer im Wald
- Ernüchterung in Hiroshima
- Warenautomaten
- Das billigste Hotel in Osaka
- Osaka und Kyoto
- Rund um den Berg Fuji
- Camping mit dem gewissen Etwas
- Lass uns ins Museum gehen!
- Jana’s Himmel
- Ein paar weitere Eindrücke aus Japan
Frühsport als Morgenritual
Um 5:30 Uhr geht das Licht in unserer Schiffskabine an. Als ich aus dem Fenster schaue, stelle ich fest, dass wir bereits in Fukuoka angekommen sind – zwei Stunden früher als geplant. Ich stehe auf und mache mich auf die Suche nach einem Kaffee. Die Angestellte im Café teilt mir mit, dass wir noch zwei Stunden warten müssen, bis die Hafencrew mit der Arbeit anfängt und uns von Bord lässt.
Ich gehe zurück in die Kabine und hole Jana ab. Als wir unsere Kaffees mit auf das Deck der Fähre nehmen, sehen wir, wie sich die Hafencrew für ihren Tag bereit macht. Im wahrsten Sinne des Wortes: Die Arbeiter stehen in Reihen in einer Halle und machen Aerobic-Übungen. Es muss sich um eine Standardroutine handeln, da alle dieselbe Bewegung zur gleichen Zeit ausführen. Ich habe schon von diesem Morgenritual in Japan gehört, aber ich hätte nicht erwartet, es zu sehen, bevor ich überhaupt einen Fuß an Land gesetzt habe. Der Frühsport der Arbeiter ist eine großartige Unterhaltung für unseren Morgenkaffee und eine hervorragende Einführung in die Kultur.
Das Nudel-Schlürfen geht weiter
Passkontrolle und Zoll sind im Nu erledigt. Es sieht so aus, als ob die Effizienz, die wir aus Korea gewohnt sind, sich auch hier in Japan fortsetzt.
Wir brauchen Lebensmittel für die nächsten Tage. Die Preise und die Vielfalt der Produkte im Supermarkt sind eine große Erleichterung für uns. Ja, ok, es gibt eine Menge „seltsamer“ Dinge zu kaufen. Aber die riesige Auswahl an Soßen (Sojasoße, Erdnusssoße, Sesam…) und Pilzsorten ist eine angenehme Überraschung. Wir freuen uns schon darauf, in den nächsten Wochen viele davon zu probieren.
Beim Mittagessen sind wir relativ konservativ. Wir setzen unsere koreanische Tradition fort und essen Nudeln und Sushi aus einem Convenience Store. Es ist genial, dass diese Läden auch als Cafés fungieren.
Am Nachmittag stellen wir fest, dass wir es nicht so weit schaffen, wie geplant. Wildcampen ist zwar nicht verboten, aber es ist auch nicht unbedingt erwünscht. Als wir die Küstenstraße entlang fahren, entdecken wir einige Bänke und Tische mit Blick auf das Meer und die nahegelegenen Inseln. Jana liebt Strände, also ist dies der perfekte Ort für unsere erste Nacht in Japan. Wir warten, bis es dunkel ist, bevor wir unser Zelt aufschlagen, denn wir wollen keinen Ärger bekommen.
Japanische Autos
Was mir in Japan sofort auffällt, sind die Autos. Ich kenne die Marken, aber ich habe noch nie derartige Modelle gesehen (Kei-Autos). Wir werden ständig von Autos überholt, die wie Papamobile oder Spielzeugautos aussehen. Überraschenderweise sehen wir junge Leute, die sie fahren. In Europa würden junge Menschen lieber tot umfallen, als sich in solchen Kartons blicken zu lassen! Vielleicht gibt es einfach nicht so viel Prestige in Bezug auf Autos wie in Europa (und besonders in Deutschland)? Weitere Informationen über Kei-Autos gibt es hier.
Es ist nicht nur die Kastenform der Fahrzeuge, die ich interessant finde. Auch die witzigen Modellnamen passen nicht zu ihrer Größe: Es gibt den Toyota Tank, Daihatsu Thor, Mazda Scrum und Suzuki Hustler. Die Namen klingen stark oder etwas ausgefallen, aber in Wirklichkeit handelt es sich um winzige Karren mit 1-Liter-Benzinmotoren. Dann gibt es noch die Autos mit den seltsamen Name: Daihatsu Naked, Mitsubishi Dingo und Mitsubishi Minica Lettuce.
Von Insel zu Insel
Japan ist ein Archipel und besteht aus 14.000 Inseln, von denen 430 bewohnt sind. Das Land ist viel größer, als wir erwartet haben. Die Landmasse von Japan ist größer als Deutschland!
Wir müssen nicht weit radeln, bevor es Zeit wird, das Meer zu überqueren. Es gibt keine Brücke für Fahrräder über die Meeresbucht in Kitakyūshūso. Die Wakato-Fähre ist nur klein, aber sie bringt uns und 8 andere Passagiere auf der 3-minütigen Überfahrt auf die andere Seite. Es ist eine willkommene Pause von dem heftigen Gegenwind, der uns seit unserer Ankunft in Japan entgegen schlägt. Die Tatsache, dass die Fahrt nur einen Euro pro Person kostet, ist ein weiterer Pluspunkt.
20 km weiter nördlich, an der Spitze der Insel Kyūshū, müssen wir erneut das Meer überqueren, eher gesagt unterqueren. Ein Tunnel führt uns nach Honshu, eine der Hauptinseln Japans. Der Kanmon-Fußgängertunnel ist für uns ein einmaliges Erlebnis. In einer Tiefe von 58 m unter dem Meer schieben wir die Fahrräder durch den 780 m langen Korridor.
Fast am Ende des Tunnels kommt uns eine Frau entgegen und spricht mich auf Japanisch an. Ich antworte mit den einzigen beiden Wörtern, die ich kenne, „konnichiwa“ und „arigatou“ (Hallo und Danke). Ich bleibe stehen und frage mich, warum sie unbedingt mit mir sprechen will. Die ältere Dame steht direkt vor mir und greift in ihre Hosentasche. Sie zieht einen Geldschein heraus, den sie mir in die Hand drückt. Ich bin verwirrt. Zuerst denke ich, dass es sich um einen 1-$-Schein handelt. Vielleicht glaubt sie, ich bin Amerikaner und will mir etwas Nützliches geben. Jana schimpft später mit mir, weil ich Geld von Fremden angenommen habe, aber um ehrlich zu sein, bin ich in diesem Moment total geschockt und weiß nicht, wie ich reagieren soll. Ich habe noch nie zuvor von einer völlig fremden Person Geld in die Hand gedrückt bekommen.
Wie sich herausstellt, handelt es sich nicht um einen Dollar, sondern um 1000 Yen (ca. 6,40 €). Wir danken der Dame ausgiebig auf Englisch und versuchen, unser „arigatou“ verständlich zu machen. Sie scheint jedoch einen Fitness-Walk zu unternehmen und eilt schnell durch den Tunnel davon. In den nächsten Tagen kaufen wir das ein oder andere Eis von dem Geld und denken dabei an die freundliche Geste der älteren Dame. Dankeschön.
Das Ungeheuer im Wald
Wir haben Schwierigkeiten, unsere täglichen Etappenziele zu erreichen. Die Bento-Boxen, Sushi-Rollen und Instant-Nudeln zum Mittagessen mit anschließender Kaffeepause bedeuten, dass wir mehr Zeit in den Convenience Stores, als auf den Rädern verbringen. Das heutige Etappenziel liegt jenseits eines Bergkamm in 30 Kilometern Entfernung. Wir haben allerdings ein kleines Problem: Es ist bereits 17:00 Uhr und die Sonne geht bald unter. Wir versuchen, Fahrten in der Dunkelheit zu vermeiden. Erstens wollen wir keine Ausblicke oder Sehenswürdigkeiten verpassen, und zweitens habe ich kein Licht an meinem Fahrrad.
Neben der Abenddämmerung signalisiert noch eine andere Tatsache, dass es 17:00 Uhr ist. Jeden Tag um diese Zeit, vor allem in ländlichen Gebieten, ertönt ein Glockenspiel über große Lautsprecheranlagen. Offenbar handelt es sich dabei um einen Test des kommunalen Katastrophenschutz-Funk Kommunikationsnetzes. Inoffiziell ist das musikalische Signal auch als „17:00-Uhr-Glockenspiel“ bekannt. Es wird verwendet, um Kinder daran zu erinnern, dass es Zeit ist, nach Hause zu gehen und um den Feierabend einzuläuten. Für uns bedeutet der Glockenton, dass wir uns beeilen müssen.
Wir befinden uns auf einer schmalen Straße zwischen Reisfeldern in einer ländlichen Gegend, nicht weit von Hiroshima entfernt. Der Weg führt bergauf, durch einen Bambuswald. Hier sinkt die Temperatur um ein paar Grad und die Sicht wird durch die voranschreitende Dämmerung immer schlechter. Lose Äste und Lianen baumeln auf Kopfhöhe von den Bäumen. Für mich sehen sie aus wie Schlangen! Ich will unbedingt auf der anderen Seite des Waldes sein, bevor es stockdunkel wird. Ich habe uns noch nie so schnell in die Pedale treten sehen, um einen Hügel hinaufzufahren.
Jana schaltet ihr Fahrradlicht ein. Ich fahre ein Stück hinter ihr und folge ihrem Schatten. Das Licht ist nicht gerade hell, aber es ermöglicht Jana, die Straße ein paar Meter vor sich zu sehen. Als wir die Kuppe des Hügels erreichen, wird das Treten leichter. Wir haben nun eine lange Abfahrt mit mehreren Serpentinen vor uns. In etwa 20 Minuten werden wir hoffentlich aus dem Wald heraus sein. Da raschelt es im Gebüsch rechts neben der Straße. Was ist das? Ein Raubtier? Vielleicht ein Bär, befürchte ich. Wir treten jetzt noch schneller in die Pedale. Das Rascheln entfernt sich. Wir sind beide beunruhigt und sagen kein Wort.
Jana fährt viel zu schnell um die Kurven, wenn man bedenkt, wie wenig sie von der Straße vor uns sehen kann. Trotzdem wollen wir nicht langsamer fahren. Hauptsache schnell raus aus dem Wald! Einige Kurven später raschelt es wieder im Gebüsch. Wir hören ein Trampeln, als sich das, was auch immer es ist, ganz in unserer Nähe bewegt. Dann das Aufschlagen der Füße des Tieres auf dem Boden. Es scheint uns zu folgen. Es ist schnell. Vielleicht ein Wolf? Ich habe das Gefühl, dass es immer näher kommt.
Jana wird langsamer. „KEEP GOING“, schreie ich, „FASTER“. Ich kann kaum noch den Boden vor mir sehen, während Jana immer schneller fährt. Die Situation ist brandgefährlich. Während ich mich anstrenge, um mit Jana Schritt zu halten, entfernen sich die Raschelgeräusche zum Glück langsam. Endlich können wir das Tempo reduzieren und sind nun mit einer unheimlichen Stille konfrontiert. “ Keine Angst“, sagen wir zueinander. Wir ändern unsere Taktik und unterhalten uns nun laut, um uns zu beruhigen und die Tiere abzuschrecken.
Langsam können wir durch die Baumkronen die Straßenlaternen am Fuß des Berges sehen. Als wir aus dem Wald in ein Wohngebiet kommen, bleiben wir stehen und umarmen uns. Auch wenn das Ungeheuer im Wald höchstwahrscheinlich nur ein rennendes Reh und kein Bär oder Wolf war, bin ich mir nicht sicher, ob wir noch einmal in der Dunkelheit fahren werden.
Ernüchterung in Hiroshima
Die Verwaltung des kostenlosen Campingplatzes in Hiroshima händigt uns eine Liste der Regeln für unseren Aufenthalt aus. Wir unterschreiben die Formulare und versprechen, uns an die Regeln zu halten. In fetten roten Buchstaben steht dort: „No cars“ und „No fires“. Obwohl wir den Platzwart fast auf Knien anflehen, dürfen wir unsere Fahrräder nicht mit auf den Campingplatz nehmen. Wir lassen die Räder beim Verwaltungsgebäude stehen und schleppen unsere Ausrüstung noch 1,5 km weiter den Berg hinauf bis zum Campingplatz im Wald.
Wir schlagen das Zelt auf und setzen uns auf eine Bank mit Blick auf die Lichter der Stadt. Jeder auf dem Platz hat eine Feuerstelle vor seinem Zelt, deren Flammen die Dunkelheit erhellen. So viel zu den strengen Regeln. Ich schätze, wir müssen uns keine Sorgen machen, unseren Gaskocher zu benutzen.
Zwei Männer kommen auf uns zu, die einen großen Topf tragen. Wir verstehen nicht, was sie sagen, aber sie schöpfen uns Würstchen- und Linsensuppe in die Schüsseln und gehen lächelnd davon. Dankeschön! So viel dazu, dass wir unseren Kocher brauchen!
An unserem Sightseeing-Tag nehmen wir die Fahrräder mit. Hiroshima ist eine moderne, grüne, lebendige Stadt. Die Atmosphäre ist schwer zu beschreiben. Für die Einheimischen ist es einfach ihr Zuhause und bestimmt eine schöne Stadt zum Leben, aber für Touristen ist es ein Ort, dem man Respekt entgegenbringt. Die Welt hat sich am 5. August 1945 verändert, als ein US-Flugzeug eine Atombombe auf Hiroshima abwarf, die schätzungsweise 140.000 Menschen das Leben kostete.
Während wir durch den Friedenspark spazieren, vorbei am Friedensdenkmal (Atombombenkuppel), werden auch wir zu einer Touristenattraktion. Die Leute sprechen uns an und fragen, was wir machen. Ich schätze, zwei Bikepacker aus Europa sind auch hier ein seltener Anblick.
Warenautomaten
Warenautomaten gibt es überall auf der Welt, aber ich war noch nie in einem Land, in dem es so viele Unterschiedliche gibt. Bei unseren Recherchen haben wir erfahren, dass es in Japan über 5 Millionen Verkaufsautomaten gibt. Das ist ein Automat pro 23 Einwohner!
Das Erspähen der Automaten mit den verrücktesten Waren wird zu einem zweiten Zeitvertreib, während wir durch Japan radeln. Es gibt normale Snack-Automaten, die heiße und kalte Getränke oder kleine Stärkungen verkaufen, aber es sind die „ungewöhnlichen“ Automaten, die uns interessieren. Regenschirme und chirurgische Masken sind vielleicht keine klassischen Automaten-Artikel, aber sie haben durchaus einen praktischen Nutzen.
Obwohl die Maschinen, die Sushi oder Eis verkaufen, auf Janas Liste ganz oben stehen, ist unser Favorit der Ofenpizza-Automat in Yakeyamachuo! Natürlich gibt es an Bahnhöfen und in Stadtzentren viele Lebensmittelautomaten, aber dieser Pizza-Automat steht am Rande eines kleinen Dorfes! In demselben Ort gibt es auch Automaten für frisches Obst und Gemüse und frische Milch! In Europa sagen wir oft, dass eine Bäckerei in einem Dorf unerlässlich ist. Ich frage mich, ob ein Warenautomat das Äquivalent in Japan ist?!
Das billigste Hotel in Osaka
Von Ehime im Norden der Insel Shikoku nehmen wir die “Orange Ferry”-Nachtfähre nach Osaka. Die Fähre selbst ist großartig. Es gibt ein Restaurant und eine Spielhalle und sogar ein Onsen an Bord. Das japanische Bad steht allen Gästen kostenlos zur Verfügung und macht die Reise zu einem Erlebnis der Spitzenklasse. Nachdem wir uns im heißen Wasser entspannt haben, schlafen wir bis zu unserer Ankunft in Osaka am nächsten Morgen durch.
Wir haben das billigste Hotel in der Stadt gebucht, etwas südlich des Stadtzentrums. Je näher wir unserem Hotel kommen, desto höher wird die Dichte der Bars und Nachtclubs. Wir fahren durch eine Markthalle, aber statt Obst- und Gemüseständen gibt es hier nur Karaoke-Bars.
Das Hotel selbst ist eigentlich gar nicht so schlecht. Das saubere Doppelzimmer mit Frühstück kostet 36€ die Nacht. Obwohl die Gegend als das Rotlichtviertel von Osaka bezeichnet wird, wie wir später erfahren, fühlen wir uns absolut sicher. Die Kriminalitätsrate in Japan ist so niedrig, dass wir unsere Fahrräder mit allen Taschen vor Geschäften etc. stehen lassen, ohne sie abzuschließen. Das würde ich nicht einmal in den reichsten Gegenden in Starnberg oder München tun!
Die Gegend rund um unser Hotel ist ziemlich lustig. An einem Werktag mache ich mich um 11 Uhr morgens auf den Weg zum Supermarkt. Dabei komme ich an mehreren Karaoke-Bars vorbei. Sie haben ihre Türen offen, um die Leute zum Reinkommen zu animieren. Das bedeutet auch, dass man alles, was drinnen so abgeht, aus etwa 100 Metern Entfernung auf der Straße hören kann. In jeder dieser Bars sitzt nur ein einziger Mann an der Bar und singt laut in ein Mikrofon. Karaoke bedeutet auf Japanisch „leeres Orchester“. Diese Typen tun ihr Bestes, um sicherzustellen, dass sie allein in einer leeren Bar sitzen!
Osaka und Kyoto
Wir lassen unsere Fahrräder für ein paar Tage stehen und probieren andere Verkehrsmittel aus. Manche sind schneller, andere langsamer. Der Hochgeschwindigkeitszug braucht 15 Minuten für die 56,4 km von Osaka nach Kyoto. Nach der erstaunlichen schnellen Fahrt mit dem Shinkansen brauchen wir 8 Stunden, um uns 15 km durch die Touristenmassen in den zahlreichen Tempeln und Parks von Kyoto zu schlängeln.
Am nächsten Tag bleiben wir aktiv und verbringen einen unterhaltsamen Nachmittag im Round1 in Osaka. Das Vergnügungszentrum auf 11 Etagen bietet uns die Möglichkeit, uns sportlich zu messen! Wir gehen bowlen, spielen Golf und Zorb-Fußball, reiten auf einem Bullen, schlagen Baseballs und tanzen an verschiedenen Arcade-Automaten. Nach 3 Stunden verlassen wir die Spielhalle ziemlich erschöpft und suchen etwas zu essen.
Zum Glück gibt es in der Umgebung der Spielhalle viele Streetfood-Verkäufer. Jana probiert die berühmten Tintenfischbällchen und ich esse Baozi von 551 Horai, das uns von unserer Freundin Shiomi empfohlen wurde. Wir freuen uns auf jede Mahlzeit in Japan. Alles, was wir essen, ist fantastisch und es gibt so viele neue Geschmacksrichtungen und Konsistenzen.
Rund um den Berg Fuji
Es ist 7:30 Uhr. Wir sitzen auf den Rädern und haben bereits einen Kaffee in einem Convenience Store getrunken. Die heutige Route führt uns rund um den Berg Fuji. Die Straßen sind so gut wie leer und es gibt keine einzige Wolke am Himmel. Als wir die Stadt Fujinomiya in Richtung Norden verlassen, ragt der majestätische, über 3000 m hohe Berg Fuji zu unserer Rechten empor.
An diesem Tag erleben wir ein prächtiges Naturschauspiel. Zunächst besichtigen wir die Wasserfälle Shiraito und Otodome. Dann geht es weiter zum Motosuko-, Shojiko-, Saiko- und Kawaguchiko-See, vier der berühmten fünf Seen, die am Fuße des Fuji liegen. Jeder See ist für sich allein schon wunderschön. Durch die Spiegelung des Berges im kristallklaren Wasser werden sie aber noch schöner. Kein Wunder, dass auf der 1000-Yen-Banknote ein Foto vom Motosuko-See mit dem Fuji im Hintergrund eingeprägt ist. Die Aussicht ist wirklich postkartenreif.
Die Einheimischen scheinen das auch so zu sehen. In unserer Mittagspause setzen wir uns an den Strand des Shojiko-Sees und blicken über das Wasser auf den Berg. Männer kommen mit ihren Sportwagen an und parken am Strand neben uns. Sie steigen aus und machen Fotos von ihren Autos aus verschiedenen Blickwinkeln, bevor sie wieder einsteigen und wegfahren. Noch unterhaltsamer ist es jedoch, die Ehefrauen, Freundinnen und Mütter zu beobachten, die gelangweilt herumstehen, während ihre Männer Fotos von den Autos machen. Man könnte meinen, die Männer interessieren sich mehr für ihre Autos als für die Frauen in ihrem Leben.
Camping mit dem gewissen Etwas
Nach einigen Tagen in Fujiyoshida fahren wir mit den Rädern weiter nach Osten in Richtung Yokohama. Jana hat uns eine Blockhütte für ein paar Nächte im Wald gebucht.
Tagsüber chillen wir in der Wintersonne, abends trinken wir ein paar Bierchen am Lagerfeuer. Die Hütte ist toll, weil wir draußen sind, aber viel mehr Platz haben, als im Zelt. Wir schaffen es sogar, vor unserer Abreise Zeit zu finden, um das örtliche Onsen zu besuchen. Wow, wir lieben die japanische Kultur!
Ein weiterer erstaunlicher Unterschied zwischen Japan und Westeuropa sind die Toiletten. Hightech-Toiletten! Was für eine Erfindung! Ok, wir haben keine Ahnung, welcher Knopf was bewirkt und erleben oft eine nasse Überraschung, aber im Allgemeinen sind die sog. Smart-Toiletten genial. Der Toilettenblock neben unserer Hütte hat eine! Ja, eine smarte Toilette auf einem Campingplatz! In Europa unvorstellbar! Auf den Campingplätzen zu Hause gibt es teilweise nicht einmal einen Toilettensitz. Das Beste an dieser Toilette ist die Sitzheizung. Es ist November, also wird es nachts ziemlich kalt. Wenn wir auf die Toilette gehen, ist der Raum, der durch den Toilettensitz beheizt wird, wärmer als unsere Blockhütte!
Lass uns ins Museum gehen!
Unser letztes Ziel in Japan ist Tokio. Wir brauchen einen ganzen Tag, um durch die 37-Millionen-Einwohner-Metropole zu fahren. Als wir tagsüber durch Wohngebiete radeln, fällt uns auf, wie ruhig es ist. Das kann man eigentlich über alle Wohngegenden in Japan sagen. Am frühen Abend erwartet man, Kinder in den Parks spielen oder Grillpartys zu hören. Stattdessen ist der Lärm des Zuges, der alle 10 bis 15 Minuten vorbeifährt, das einzige Geräusch, das wir hören. Selbst die Autos auf der Straße sind fast lautlos, da sie alle elektrisch sind!
Wir übernachten in einer Art Hostel mit etwa 10 Zimmern, zwei Gemeinschaftsbädern und einer Küche. In Tokio ist der Platz knapp, und man zahlt für den Luxus. Unser 7 m² großes Zimmer kostet 31 € pro Nacht.
Nach ein paar Bier in einem Restaurant beschließen wir spontan, in die U-Bahn zu steigen und die einstündige Fahrt zum TeamLabs Museum zu machen. Die Galerie, die uns von anderen Radfahrern empfohlen worden ist, umfasst eine Sammlung moderner Kunst, die digitale Technologie und die Schönheit der Natur verbindet.
Wir reihen uns in die lange Warteschlange ein und kommen mit den anderen Besuchern um uns herum ins Gespräch. 20 Minuten später und kurz vor dem Eingang sehen wir das Problem: Alle scannen QR-Codes von ihren Handys an den Drehkreuzen, um ins Gebäude zu kommen. Mist! Woher haben die alle ihr Ticket?! Ich frage einen der Sicherheitsbeamten am Eingang. „Die sind ausverkauft“, sagt er. „Auch für die nächste Woche.“ Noch leicht beschwipst können wir uns ein Lachen nicht verkneifen.
Um ein wenig auszunüchtern und wenigstens das Beste aus der Fahrt zu machen, beschließen wir, nach Hause zu laufen. Nach einer Stunde prüfen wir Google Maps. Verglichen mit dem Weg, den wir noch vor uns haben, sind wir nicht mal ein Viertel der Strecke gelaufen. Auf dem Weg zur nächsten U-Bahn-Station machen wir ein paar Fotos auf verschiedenen Brücken. Nachdem wir uns die Zähne geputzt haben, fallen wir auf das Bett und schlafen bis zum Morgengrauen. Vielleicht ist Spontanität einfach nicht unser Ding.
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Jana’s Himmel
Mit “Jana’s Himmel” könnten viele Dinge gemeint sein. Aber in diesem Fall beziehe ich mich auf Sushiro, ein neuartiges Sushi-Restaurant, in dem das Essen auf einem Fließband an den Tisch geliefert wird. Dieses Konzept ist in Europa selten, aber in Japan gibt es einige Fließband-Restaurants.
Wir sehen uns die Speisekarte auf dem bereitgestellten Tablet-Gerät an. Wir reisen mit einem begrenzten Budget, aber ich weiß schon jetzt, dass es heute gesprengt wird. Nun ja, man lebt nur einmal. Eine Benachrichtigung erscheint auf dem Tablet, jedes Mal, bevor ein Teller ankommt. PLIING, …, PLIIING, … PLIING, PLING, PLING, PLING, PLING, PPPPPPLIIING. Ich wusste gar nicht, dass man so viel Sushi essen kann. Jana ist im wahrsten Sinne des Wortes im Himmel und sie hat es verdient!
Im Jahr 2023 haben wir einen Großteil Asiens von West nach Ost durchquert. Von Marmaris (100 Einwohner/km²) in der Türkei hat uns unser Weg nach Tokio (6000 Einwohner/km²) in Japan geführt. Damit endet unsere Radreise für dieses Jahr. Nach einer Winterpause in Vietnam geht es im Januar 2024 weiter.
Ein paar weitere Eindrücke aus Japan
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