Süd-Laos
Zwei Farangs auf staubigen Straßen
Unser Tour durch Süd-Laos
beginnt mit einem Verkehrsunfall und wird gefolgt von einem interessanten Friseurbesuch und so einigen verrückten Straßen, die für viel Gesprächsstoff sorgen.
Auf dem Weg nach Süden in Richtung Kambodscha machen wir einige Umwege, um das abgelegene Laos zu erkunden. Viel Spaß beim Lesen!
Unser erster großer Crash
Wir verlassen Vientiane mit Croissants von einer französischen Bäckerei und machen uns auf den Weg nach Osten in Richtung Paksan. Obwohl wir uns vorgenommen hatten, um 7 Uhr morgens loszufahren, ist es jetzt bereits 9 Uhr und über 37° C heiß. Die Strecke ist flach und die Umgebung ist relativ langweilig. Kleine Häuser oder Geschäfte reihen sich entlang der Straße, dahinter liegen nur verdorrte Wiesen und Reisfelder.
Wir schaffen relativ problemlos 70 km auf der Asphaltstraße, bis sie in eine Baustelle übergeht. Mitten auf der Straße stehen verschiedene Baumaschinen. Autos und Lastwagen weichen auf die frisch konstruierte Schotterstraße um die alte Fahrbahn herum aus.
Wir nähern uns 2 geparkten Autos, die hinter einem großen Sandhügel stehen. Da nichts aus der Gegenrichtung kommt, überhole ich links. Jana, hinter mir, fährt ebenfalls an den geparkten Autos vorbei. „Aaaaahhh“, höre ich sie plötzlich von hinten schreien. Erschrocken stoppe ich, springe vom Rad und drehe mich um.
Zu meiner Erleichterung scheint Jana unverletzt und auf den Beinen zu sein. Sie steht mitten auf der Straße, neben den beiden Autos, die ich gerade überholt hatte. Jedoch fuchtelt sie panisch mit den Armen in der Luft herum. Als ich hinüberlaufe, ist ihr Fahrrad nicht zu sehen. Ich ziehe sie aus der Gefahrenzone, als aus der Gegenrichtung ein großer Lastwagen mit mannshohen Rädern heranbraust. Er kommt mit quietschenden Reifen weniger als einen Meter neben uns zum Stehen. „Mein Fahrrad, mein Fahrrad“, schreit Jana. „Es ist unter dem Auto!!“
Mehrere Autofahrer und Schaulustige versammeln sich am Unfallort und stehen um uns herum. In einem engen Korridor zwischen dem LKW auf der einen und dem Sandhügel auf der anderen Straßenseite, klemmt Janas Fahrrad unter dem linken Vorderrad eines Autos. Es ist das Auto, von dem ich fälschlicherweise angenommen hatte, es parke nur. Ich versuche, ruhig zu bleiben, gehe auf das Auto zu und fordere den Fahrer auf, ein Stück rückwärts zu fahren. Weder der Fahrer noch die Schaulustigen scheinen zu verstehen, was ich meine. Es passiert nichts.
Schnell wird mir klar, dass der Fahrer eigentlich gar nichts tun kann. Was ich für eine Kollision zwischen Jana und dem Auto gehalten hatte, entpuppt sich als Massenkarambolage dreier Autos. Während meines Überholmanövers war ein Lastwagen hinter uns in das Heck eines Autos gekracht und hatte einen Dominoeffekt ausgelöst. Das hatte letztendlich dazu geführt, dass Janas Fahrrad vom hinter dem Sandhügel wartenden Auto überrollt wurde. Zum Glück konnte sie rechtzeitig abspringen. Schließlich ergibt sich eine Lücke, als die beteiligten Autos nach und nach den Rückwärtsgang einlegen, wodurch wir Janas Fahrrad befreien können.
Während die Autofahrer sich organisieren und die Schuld zuweisen, begutachten wir am Straßenrand den Schaden an Janas Fahrrad. Das Hinterrad ist verbogen und die Kassette und der Umwerfer stehen in einem seltsamen Winkel zueinander. Man könnte sagen, das Fahrrad hat fast ein Totalschaden und ist so definitiv nicht mehr fahrbar.
Wir trampen mit einem Pickup-Truck zum nächsten, 5 km entfernten Hotel und nutzen den Abend, um unsere weiteren Optionen abzuwägen.
Am nächsten Tag fahren wir mit dem Bus zurück nach Vientiane. Die Mechaniker sind sicher froh, uns wiederzusehen. Erst kurz zuvor haben wir eine komplette Wartung unserer Räder in einer Fahrradwerkstatt in Vientiane durchgeführt. Es müssen eine Menge Teile ausgetauscht werden, die vor weniger als 48 Stunden an das Fahrrad montiert wurden!
Exploding Kittens
Wir liefern Janas Fahrrad in der Werkstatt ab und gehen direkt in ein nahe gelegenes Brettspiel-Café. Wir essen Kuchen, trinken Kaffee und spielen eine Runde “Exploding Kittens” (explodierende Kätzchen), ein Kartenspiel. Das ist der perfekte Weg, um unseren Geist nach dem Stress des Unfalls zu beruhigen.
Janas Unfall ist ein Weckruf für uns. Wir hatten Glück, dass die Situation so glimpflich ausgegangen ist. Es ist eine schonungslose Erinnerung daran, dass wir auf den chaotischen und unübersichtlichen Straßen von Laos in Zukunft noch defensiver fahren müssen, wenn uns unser Leben lieb ist.
Der ADHS-Friseur
Während ein neues Laufrad für Janas Fahrrad aus Thailand geliefert wird, sitzen wir eine Woche lang in Vientiane fest. Wir verbringen unsere Tage mit Orga-Kram und der Aktualisierung des Blogs. Meine letzte Aufgabe, bevor wir Janas Fahrrad abholen, ist ein Friseurbesuch.
Der Friseursalon ist nur 5 Minuten Fußweg von unserem Hotel entfernt. Das Gebäude hat die Größe eines Schuppens und liegt ein Stück zurückgesetzt an einer belebten Straße, die ins Zentrum von Vientiane führt. Eine Seite des Gebäudes ist offen, sodass der Laden, obwohl er im Schatten liegt, der Hitze des Tages von fast 40° C ausgesetzt ist. An einer der Betonwände hängt ein Plakat, auf dem zu lesen ist, dass ein Haarschnitt 20.000 Kip (85 Pence / 90 Cent) kostet. Ein anständiger Preis! Genau das, wonach ich gesucht habe! Ich setze mich hin und versuche, mich verständlich zu machen, damit der Friseur mir keine Glatze rasiert.
Noch bevor ich meine Wünsche äußern kann, beginnt der Friseur, meine Haare zu kämmen und zu schneiden. Es ist, als hätte er ADHS! Er scheint die Dinge nicht in einer bestimmten Reihenfolge zu tun, sondern kämmt meine Haare zurück und schneidet dann wahllos Teile ab. Nach etwa einer Minute nimmt er einen elektrischen Rasierapparat und rasiert eine einzelne Linie in meinem Nacken. Dann macht er wieder mit der Schere an einer anderen Stelle weiter.
Das Hin- und Herwechseln zwischen Schere und Rasierer dauert etwa 15 Minuten, dann nimmt er das Handtuch um meinen Hals ab. Er beendet die ganze Prozedur, indem er meine Schultern knetet und mir dann ein paar Mal von hinten mit der flachen Hand auf den Nacken schlägt. Eine interessante Massagetechnik, die mich mehr erschreckt als entspannt.
Die Unfallstelle
Jetzt, wo Janas Fahrrad so gut wie neu ist, verlassen wir Vientiane auf der gleichen Route wie zuvor. Wir kommen an der Unfallstelle vorbei, die jetzt kaum wiederzuerkennen ist. Was vor einer Woche noch eine Baustelle war, ist jetzt eine nagelneue Asphaltstraße. Einen Kilometer weiter wird die Straße zu Schotter und es herrscht wieder das totale Chaos.
Allergisch gegen Arbeit
Wir sind auf dem Weg zur Kong-Lor-Höhle. Nachdem wir heute über 100 km auf den Rädern zurückgelegt haben, finden wir einen steinigen Platz neben einem Fluss, um unser Zelt aufzuschlagen. Ein Lastwagen mit einer Familie (Mutter, Vater und drei Kinder zwischen 5 und 10 Jahren) parkt neben dem Fluss. Aus der Gegenrichtung kommt ein Mann auf einem Gefährt, das aussieht wie ein Rasenmäher, der einen Anhänger zieht. Wir erkennen schnell, dass es hier um eine geschäftliche Transaktion geht. Die beiden Parteien handeln mit Maniok.
Dieser holzige Strauch wird in Laos in großem Umfang wegen seiner stärkehaltigen Wurzelknolle angebaut, die eine wichtige Kohlenhydratquelle darstellt. Die Wurzel wird geerntet, in Scheiben geschnitten und dann in der Sonne getrocknet, bevor sie zu Mehl weiterverarbeitet wird. In Laos verkauft man die Wurzel entweder als Ganzes oder getrocknet und in Scheiben. Das Mahlen erfolgt in Thailand oder Vietnam, wo man das nötige Kapital hat, um sich die Mühlen leisten zu können.
Da mich interessiert, wie ein solcher Handel abläuft, gehe ich hinüber und beobachte die Transaktion. Nach kurzer Zeit helfe ich, Säcke mit geschnittenem Maniok vom Anhänger auf eine Waage zu hieven. Dann werfen wir sie auf die Ladefläche des Lastwagens und stapeln sie. Die Säcke wiegen jeweils 20 kg. Ich schaffe etwa 5 Säcke, bevor ich Feierabend mache.
Um die Dinge etwas ins Verhältnis zu setzen: Getrockneter Maniok wird für 4000 Kip (15p/0,17€) pro Kilo verkauft!!
Ich bin offenbar allergisch gegen körperliche Arbeit. Mitten in der Nacht wache ich mit übelsten Magenkrämpfen, Übelkeit und Durchfall auf.
Die Kong-Lor-Höhle
Anstatt die langweilige Hauptstraße direkt in den Süden nach Kambodscha zu nehmen, beschließen wir, zwei Schleifen zu fahren: Den Thakek- und den Bolaven-Loop. Der Umweg wird uns mit einigen der größten Sehenswürdigkeiten von Laos belohnen.
Die erste dieser Sehenswürdigkeiten ist die Kong Lor Höhle, eine 7 km lange Karstkalksteinhöhle, die von einem Fluss durchflossen wird. Der Tunnel, der sich gebildet hat, kann nur mit einem Boot befahren werden.
Als wir am Ufer des Flusses die Höhle betreten, verlassen wir die pralle Sonne und begeben uns in die Dunkelheit. Etwa 50 Meter weiter hat sich eine natürliche Bucht gebildet, in der die Bootsführer ihre Boote aufgereiht haben. Wenn ich Boot sage, meine ich eher ein Kanu mit einem Motor auf dem Heck!
Mein Bootsführer und ich heben mein Fahrrad ins Boot und legen es seitlich über die Rehling. Einige Anpassungen sind benötigt, um sicherzustellen, dass das Boot stabil ist. Am Ende neigt es sich nur leicht zur Seite, und nur mein Lenker ragt über die Reling. Mit der Frage im Kopf, ob wir wohl in einer pechschwarzen Höhle im rauschenden Wasser kentern werden, fahren wir los. Andere Boote transportieren jedoch Motorräder, was uns etwas beruhigt.
Wir schlängeln uns in völliger Dunkelheit durch die Höhle am Fluss und hören nur das Rauschen des Wassers und das Surren des Motors. An mehreren Stellen halten wir an, damit wir aussteigen und die Tropfsteinformationen bewundern können.
Kurz vor dem Ausgang der Höhle halten wir erneut. Etwa 12 andere Boote haben angehalten und alle Touristen haben sich auf einem großen Felsen versammelt. Daneben schießt das Wasser durch einen einzigen engen Kanal aus 3 oder 4 Metern Höhe in Kaskaden zu uns herab.
Die Bootsführer richten ein Seilzugsystem ein, wobei 7 oder 8 von ihnen am oberen Ende der Stromschnellen stehen und die anderen die Boote am unteren Ende befestigen. Die Touristen, auch wir, sehen staunend zu! Eines nach dem anderen werden die Boote über die Stromschnellen in das ruhige Wasser hochgezogen. Wir brauchen einen Moment, um zu begreifen, dass unsere Boote mit den Fahrrädern an Bord die nächsten sind!
Wir sehen beide nervös zu, wie das Boot, das mein Fahrrad transportiert, am Seilsystem befestigt wird. Sollte das Boot kentern, würden sowohl mein Fahrrad, als auch alle Fahrradtaschen in den reißenden Fluss geschleudert werden und in die Dunkelheit verschwinden! Wir fassen uns an den Händen und beobachten, wie das Kanu den steilsten Abschnitt erreicht. Die Männer im oberen Bereich der Höhle ächzen. Sie müssen das zusätzliche Gewicht des Fahrrads und der Taschen spüren. Der Lenker meines Fahrrads bleibt an einem der Felsen hängen und reißt das Boot zur Seite. Glücklicherweise korrigiert sich das Boot durch die Zugkraft der Guides und wird über die Stromschnellen in Sicherheit manövriert. Puh.
Nach insgesamt etwas mehr als einer Stunde sehen wir einen Lichtpunkt vor uns. Wir verlassen die Höhle und schippern in den dichten Dschungel. Der Bootsführer parkt das Kanu zwischen zwei badenden Büffeln und wir laden die Fahrräder ab. Nach dem Mittagessen wartet eine 70 km lange, abgelegene Schotterpiste auf uns.
Abenteuer im abgelegenen Laos
Nach etwa 40 Kilometern auf sandigen Straßen vorbei an Maniok-Plantagen und entlegenen Dörfchen, führt der Weg durch einen Fluss. Er ist etwa 10 Meter breit und zu tief, um ihn zu durchwaten. Die einzige Möglichkeit, auf die andere Seite zu gelangen, ist ein Floß aus Bambusstämmen, die mit Seilen zusammengebunden sind. Gerade bewegt sich eine Gruppe Menschen mit Motorrollern auf dem Floß über den Fluss auf uns zu. Um ehrlich zu sein, sieht es eher nach einer Pfadfinderaktion aus, als nach einer vertrauenswürdigen Fährüberfahrt.
Nachdem die anderen von Bord gegangen sind, schieben wir unsere Fahrräder auf die wackelige Bambusvorrichtung. Einer der Einheimischen meldet sich freiwillig, um das Floß über eine Seilvorrichtung auf die andere Seite des Flusses zu manövrieren. Ich glaube nicht, dass wir jemals ein so inoffizielles Transportmittel erlebt haben. Genial.
Nach einem Wildcamp direkt am Fluss beschließen wir, eine Abkürzung für die letzten 20 km zur Hauptstraße zu nehmen. An dieser Stelle muss betont werden, dass keine dieser „Straßen“ auf Komoot oder Google eingezeichnet sind. Wir verwenden die Satellitenansicht von Google Maps, um Lichtungen im Wald zu folgen. Nach 2 km ist der Pfad, dem wir folgen, nicht mehr befahrbar. Die Anstiege sind zu steil, um in die Pedale zu treten, und der Schotterweg verwandelt sich in einen alpin-ähnlichen Wanderweg mit riesigen Felsbrocken. Wir haben keine andere Wahl, als abzusteigen und zu schieben.
Stunden später erreichen wir erschöpft die Hauptstraße und einen Laden. Nachdem wir 1,5 Liter Sprite getrunken haben, rollen wir in die nächste Stadt. Wir finden ein Café mit westlichem Essen und schwören uns bei einer Pizza, nie wieder abenteuerliche Abkürzungen zu nehmen. Wir werden uns jetzt auf jeden Fall für eine Weile an asphaltierte Straßen halten!
Langweilige Hauptstraßen
Zwei Tage auf der Hauptstraße und wir sind gelangweilt. Das Interessanteste, was auf dem 4-tägigen und 400 km langen Abschnitt zum Start der Pakse-Schleife passiert, ist, dass es zum ersten Mal seit 7 Wochen regnet. Der Regenschauer ist jedoch nur kurz und innerhalb einer Stunde ist es wieder über 35° C heiß.
Während wir die ebene und langweilige Asphaltstraße entlang fahren und uns unterhalten, tritt ein kleines Ziegenbaby ein paar Meter vor uns auf die Straße. Leider hat das Zicklein ein schlechtes Timing, denn in diesem Moment überholt uns ein Toyota Hilux mit massiv überhöhter Geschwindigkeit. Der Zusammenprall der Ziege mit der Stoßstange des SUVs schockiert uns beide. Der dumpfe Knall ist ohrenbetäubend und erschüttert uns ins Mark! Das Ziegenbaby fliegt mehrere Meter durch die Luft und landet neben uns am Straßenrand. Der Pickup rast einfach weiter in die Ferne, als ob nichts passiert wäre.
Es ist erschreckend, wie die Autos hier fahren. Auf einer Straße, die in Deutschland eher als Feldweg zählen würde, rasen die Autos, Pickups und LKWs mit weit über 100 km/h vorbei, während Kinder, Tiere und Motorroller die Straße kreuzen. Das ist eine weitere brutale Erinnerung an uns. Wir haben auf der ganzen Reise bis jetzt immer Glück gehabt und müssen unsere Aufmerksamkeit aufrechterhalten. Diese Ziege hätten wir sein können! Vielleicht sollten wir doch wieder auf abgelegene Schotterstraßen zurückkehren.
Der permanente Nachtclub
Wir campen im Moment sehr viel und versuchen, ruhige Plätze fernab von Straßen oder Städten zu finden. Das ist schwieriger gesagt als getan. Oft fahren wir mehrere Kilometer von der Hauptstraße weg und es sind keine Gebäude in Sicht, wenn wir unser Zelt aufschlagen. Irgendwie scheint jedoch immer, egal wie abgelegen, irgendwer unglaublich laute Technomusik in der Nacht zu spielen.
Tagsüber gibt es selbst in den kleinsten Dörfern immer ein Cafe, eine Bar oder ein Haus mit ohrenbetäubend lauter Musik. OK, tagsüber mag das in Ordnung sein. Aber warum spielt man 24 Stunden am Tag einen erdbebenartigen Bass?!
Wir sind uns nicht sicher, ob es sich um eine regionale oder saisonale Angelegenheit handelt, aber der ständige Nachtclub beginnt südlich von Vientiane und begleitet uns bis zur Grenze mit Kambodscha.
Der Bolaven-Loop
Wir beschließen, wieder auf unbefestigten Straßen zu fahren und nehmen eine weitere „Abkürzung“, um die Bolaven-Schleife zu beginnen. Wir fahren von Napong aus zu unserem nächsten Ziel, Mr. Viengs Kaffeeplantage, südwestlich von Laongam.
Der Weg ist mit einer dicken, bis zu 10 cm tiefen rotbraunen Staubschicht bedeckt. Sie verdeckt Hindernisse und Unebenheiten auf unserem Weg, sodass wir oft absteigen und schieben müssen. Der Staub lagert sich an unseren Beinen und Rädern ab, sodass unsere Gänge anfangen zu klemmen. Wir müssen lächerlich aussehen, als wir mit rot-braun überzogenen Beinen und Rädern bei Mr. Vieng ankommen. Wenigstens weiß ich jetzt, wie ich aussehen würde, wenn ich braun werden könnte!
Die Besichtigung der Kaffeeplantage ist großartig. Da wir beide Kaffee lieben, ist es toll, etwas über den Röstprozess zu erfahren, z.B. über die drei Schalen und darüber, wie verschiedene Stärken und Röstgrade erreicht werden. Die Vielfalt der anderen Bäume in der Kaffeeplantage ist eine Überraschung. Um die Kaffeebäume zu schützen und optimale Wachstumsbedingungen zu schaffen, gedeihen zwischen den Kaffeepflanzen auch Ananas- und Bananenstauden sowie Mango-, Cashew- und Kakaobäume.
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Eine private Kreuzfahrt
Wir radeln vom Bolaven-Plateau bergab in Richtung Pakse und überqueren den Mekong-Fluss. Ein Spaziergang zu Wat Phou, einem Khmer-Hindu-Tempel, ist eine willkommene Abwechslung zum Radfahren. Unser Besuch ist jedoch nur von kurzer Dauer, denn die Temperatur ist um 10 Uhr morgens schon bei über 30° C. Beim Aufstieg über 300 Treppenstufen zum Heiligtum und anderen Tempelgebäuden ist es schon jetzt unerträglich heiß.
Wir folgen dem Fluss ein paar Tage lang nach Süden, bevor wir den fast 2 km breiten Mekong erneut überqueren müssen. Auf unserer Karte ist eine Stelle markiert, an der eine Fähre anlegt. Bei der Ankunft sieht der Ort jedoch nicht nach einer kommerziellen Fähranlegestelle aus. An einem Baum hängt ein Zettel mit ein paar Telefonnummern. Daneben führt ein steiler Abhang hinunter zum Fluss, wo einige kleine Boote andocken.
Einige einheimische Frauen rufen für uns einen der Kapitäne an. Ein paar Minuten später erscheint ein Mann und fordert uns mit Gesten auf, ihm zu einem der Boote hinunter zu folgen. Jana macht sich Sorgen, dass die ganze Angelegenheit teuer werden könnte. Ich sehe, wie ihr Stresspegel steigt. Wenn das nicht gut ausgeht, habe ich einen langen Nachmittag vor mir. Als der Kapitän 100.000 Kip (4,30 €/3,66 Pfund) in den Taschenrechner seines Telefons eintippt, sind wir beide mehr als zufrieden mit dem Preis. Die Fahrt zum Dorf auf der anderen Seite dauert etwa 20 Minuten. Innerhalb von 10 Sekunden nach Ankunft unseres Bootes hören wir Kinderstimmen, die „Farang, Farang“ rufen! (Farang bedeutet „Ausländer“ oder „Kaukasier“).
Es scheint ein weiterer Dauerbrenner in Laos zu sein: Immer, wenn wir uns mit dem Fahrrad einem Dorf nähern, werden wir von Kindern am Straßenrand entdeckt und enttarnt. Oft sehen wir nicht mal, von woher die Kinder rufen, aber irgendwie entdecken sie uns und lassen alles liegen, um zu rufen: Faraaaaaaaang!! Der Ruf der Kinder in jedem Dorf ist, zusammen mit der lauten Musik in der Nacht, in Süd-Laos wie das Amen in der Kirche.
Die 4000 Inseln
Wir erreichen Don Khon, eine Insel im Flussarchipel des Mekong, bekannt als die 4000 Inseln. Wir haben schon viel über diese Region gehört und der erste Eindruck enttäuscht uns nicht! Hier checken wir in ein Gästehaus mit Klimaanlage ein! Es ist fantastisch, denn es ist das erste Mal seit über einer Woche, dass wir auf eine normale Temperatur herunterkühlen. Die Tagestemperaturen liegen regelmäßig bei 38-39° C !
Unser Bungalow steht auf Stelzen direkt am Ufer eines Mekongarms. Wir sind seit Hanoi über 2300 km geradelt und so ist eine dreitägige Pause mit mehreren Mango- und Maracuja-Smoothies zu je 15.000 Kip (57p/0,64€) genau das Richtige für uns.
An unserem letzten Tag in Laos fängt sich Jana eine Lebensmittelvergiftung ein. Laos ist das Land, in dem wir am häufigsten krank geworden sind. Mehrere Lebensmittelvergiftungen und Janas Fieber in Luang Prabang summieren sich zu mehr Zwischenfällen, als auf unserer gesamten bisherige Reise!
Chaos an der Grenze
Als wir an der Grenze zu Kambodscha ankommen, scheint alles normal zu sein. Der Grenzkomplex sieht ein wenig aus wie eine Tankstelle. Es gibt ein größeres Gebäude und dann mehrere Warteschlangen für Autos, die zur Kontrolle anhalten müssen. Ein paar Grenzschutzbeamte tummeln sich draußen. Am Grenzübergang steht nur ein einziges Fahrzeug, ein kleiner weißer Minivan mit etwa 10 ausländischen Passagieren, die bereits in einer Schlange vor dem Passkontrollfenster stehen.
Der einheimische Fahrer wird durchgewunken und parkt auf der anderen Seite der Grenze. Wir lassen uns Zeit, trinken einen Schluck Wasser und holen unsere Pässe aus der Tasche. Die meisten Passagiere des Minivans sind bereits fertig, nehmen ihre Rucksäcke auf und gehen weiter. Ein Jugendlicher dreht sich am Fenster der Passkontrolle um und sagt zu den beiden, die noch in der Schlange stehen: „Tut mir leid, ich habe aufgegeben, ich konnte es einfach nicht tun. Viel Glück!“
Die zwei Übrigen aus dem Minivan, ein Pärchen, lassen uns vor. Ich trete an das Fenster heran und reiche dem Grenzbeamten unsere Pässe durch die Öffnung.
„OK, 2 Dollar“, sagt der Beamte.
Wir haben schon mit sowas gerechnet.
„Nein“, antworte ich.
Eine Diskussion entbrennt, als der Beamte mir erklärt, die Gebühr sei für einen Stempel. Sie sei angeblich offiziell und jeder müsse sie bezahlen. Ich kenne dieses Spiel, und wir sind nicht bereit, es mitzuspielen.
Dann wechselt er den Angriffswinkel: „Wo ist Ihr Ankunftspapier?“
Ich antworte: „Kein Ankunftspapier, wir haben nichts bekommen.“
„OK, dann 5 Dollar pro Person für Papier und 2 Dollar für Stempel. Kein Papier ist ein großes, großes Problem. Kein Geld, keine Ausreise“, beharrt er.
Das wird ein Spaß, denke ich. „Nein. Bitte stempeln Sie einfach den Pass, damit wir ausreisen können.“
„OK, wie viel Geld haben Sie?“, platzt er heraus.
„Nein, bitte stempeln Sie die Pässe“, antworte ich gelassen.
Unsere Pässe werden aus der Öffnung am unteren Rand des Fensters geschoben. Der Beamte verschränkt die Arme und dreht den Kopf weg, wie ein Kind, das sein Essen nicht essen will.
„OK, danke. Wir werden auf der Bank dort drüben warten. Wir haben Zeit.“ sage ich, während ich zurücktrete.
Das Pärchen aus dem Minivan erklärt uns, dass sie gerade dasselbe Gespräch geführt haben, wie wir. Sie wollen auch kein Schmiergeld zahlen. Im Unterschied zu uns fühlen sie sich jedoch unter Druck gesetzt. Sie sind besorgt, dass ihr Bus ohne sie abfährt. Alle anderen Passagiere haben Bestechungsgelder in unterschiedlicher Höhe gezahlt und sind zur kambodschanischen Grenze durchgelassen worden.
Wir nehmen Platz und beobachten, wie die beiden ihr Glück erneut versuchen. Die Situation wird ziemlich hitzig und entwickelt sich zu einer heftigen Streiterei, die langsam immer lauter wird, bis beide Parteien sich anschreien. Ein anderer Beamter kommt herüber und stellt sich neben die Frau, um die Lage zu beruhigen. Der geldgierige, schreiende Beamte kommt aus der Tür neben seinem Fenster und lässt die Situation erneut eskalieren. Wir bleiben sitzen.
Es folgen noch ein paar Minuten des Geschreis, bevor ein höherrangiger Mitarbeiter herauskommt. Er fordert die Touristen und seinen Kollegen auf, zur weiteren Befragung hineinzugehen. Wir bleiben sitzen, während alle im Gebäude verschwinden.
Dann kommt der leitende Beamte heraus und zu uns herüber. Fast mit den gleichen Worten wie sein Kollege fordert er Geld. Das Gespräch verläuft genauso wie zuvor. Er fügt noch ein paar neue Ansätze hinzu, aber das Ergebnis ist dasselbe: Wir weigern uns, Spielchen zu spielen, und werden keine Bestechungsgelder zahlen.
Nach zwei Episoden des bösen Polizisten kommt der ruhigere Beamte und versucht es mit der Version des guten Polizisten: „Zahlen Sie einfach, dann können Sie gehen.“
„Nein danke, wir werden warten“, antworte ich.
Nach einer Pause sagt der Beamte: „OK, warten Sie 15 Minuten, dann werden wir Sie ausstempeln“.
Ich bestätige seine Worte mit einem „Danke“.
Wie versprochen, kommt etwa 15 Minuten später der wütende Beamte von vorhin zurück in seine Kammer. Ohne uns anzuschauen oder ein Wort zu sagen, stempelt er unsere Pässe ab und wir können Laos verlassen. Ein dramatisches Ende der Reise durch ein großartiges Land.
In der Erwartung, dass die kambodschanische Grenze ähnlich verläuft, gehen wir hinüber und stellen uns in die Warteschlange. Wir haben bereits ein E-Visum. Als ein inoffiziell-aussehender Mann unsere Papiere durchsieht und 3 Dollar verlangt, lache ich und antworte schnell mit „Nein“. Er zuckt nur mit den Schultern und gibt uns die Papiere zurück. Das ist der schlechteste Bestechungsversuch, den es je gab, denke ich. Mach doch wenigstens eine Show wie die Grenzpatrouille in Laos!
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