Von Marmaris nach Fethiye
Auf der Fahrt von Marmaris nach Fethiye
machen wir die Bekanntschaft von fiesen Glassplittern, heißen Quellen und jeder Menge Schildkröten. Außerdem glänzen wir mit unseren Türkisch-Kenntnissen und bestaunen das türkis-blaue Wasser in der Lagune von Ölüdeniz. Viel Spaß beim Lesen!
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Ein Shit Place
“Es könnte ein ziemlicher Shit Place sein”, warnt Joel, als wir in der Abenddämmerung am Alibaba Hotel in Marmaris ankommen. Er hatte dieses Hotel gebucht, da es mit 18€ pro Nacht das günstigste Zimmer in ganz Marmaris hat. Das Alibaba Hotel scheint auch sonst Niedrigbudget-Reisende wie uns anzuziehen: Wir treffen einen Rucksacktouristen, der vorher mit derselben Fähre wie wir von der Insel Rhodos gekommen war. Wenig überraschend ist er Deutscher (wahrscheinlich sogar ein Schwabe!).
Das Zimmer selbst ist nicht schlecht. Für den o.g. Preis ist es sogar ausgesprochen nett und sauber. Wir finden jedoch am Abend im Treppenhaus einen kleinen Kackhaufen – kein Witz! Wahrscheinlich von einer der vielen herumstreunenden Katzen, die es ab und an durch die automatische Tür ins Gebäude schaffen. Mit dem Shit Place hatte Joel also nicht ganz unrecht.
Gefährliche Eventualitäten im Straßenverkehr
Wir sind nach langer Pause endlich wieder unterwegs. Ich bereue es fast sofort, denn von Marmaris aus geht es 12 Kilometer lang stramm an der Hauptstraße entlang bergauf. Viel weiter kommen wir auch nicht, denn ich habe den ersten Platten. Wirklich jetzt schon? Tatsächlich ist es mein erster Platter, seit ich in Deutschland auf Schwalbe Marathon Tour Reifen* umgestiegen bin. Wir schwören drauf, allerdings können auch die mich nicht gegen den fiesen Glassplitter schützen, den wir nun aus dem Reifen ziehen.
In der Türkei sind offiziellen Angaben zufolge 98 % Prozent der Bevölkerung Muslime, die keinen Alkohol trinken (sollten). Dennoch sehe ich in diesem Land so viele zersplitterte Bier- und Vodka-Flaschen am Straßenrand wie sonst nirgendwo. Mir wäre es lieber, die Menschen würden öffentlich trinken und das Glas angemessen entsorgen. Bin ich zu Deutsch? So steht nun “Glas” neben streunenden Hunden, Schlangen und Schlaglöchern auch auf der mentalen Checkliste der gefährlichen Eventualitäten im Straßenverkehr.
So fühlt sich Freiheit an
Wir radeln durch sich schier endlos erstreckende Orangenplantagen. Das dunkle Grün der Blätter wird von hellen, orangenen Punkten der Früchte kontrastiert. Soviel grün hatten wir nach der kargen Fahrt in der Nordtürkei im letzten Herbst gar nicht erwartet. Wir sind entzückt und kaufen zwei Orangen am Straßenrand. Der junge Verkäufer winkt ab, als wir ihn nach dem Preis fragen. Üblicherweise verkauft er die Früchte in 10 kg Säcken. Wir drücken ihm trotzdem 10 Lira in die Hand – er kann das Geld sicherlich brauchen.
Am Abend finden wir einen kleinen Pfad, der durch einen Pinienwald an ein ausgetrocknetes Flussbett führt. Leider liegen im gesamten Wald Unmengen von Müll herum: Taschentücher, Baumaterialien, alte Teppiche, Windeln, Plastikverpackungen. Schließlich finden wir eine halbwegs saubere Stelle, um unser Zelt aufzuschlagen. Doch dann bemerke ich Spuren im getrockneten Schlamm. Gespaltene Hufabdrücke. Sind das die Spuren von einem Reh? Oder doch von einem Wildschwein? Die Frage können wir nicht beantworten, denn wir haben noch keine türkische Simkarte und damit auch kein Internet.
Wir riskieren eine mögliche Wildschweinbegegung und bereiten unser Essen vorsichtshalber ein Stück von unserem Zelt entfernt zu. Dann binden wir unsere Verpflegungstasche* in etwa 100 Metern Entfernung an einen Baum. Ab 20:00 fahren kaum noch Autos an der Hauptstraße vorbei und wir haben eine super ruhige Nacht. Am nächsten Morgen sitzen wir vor dem Zelt und trinken Kaffee, während die Vögel zwitschern. Wir schauen uns an: So fühlt sich Freiheit an!
Türkisch für Anfänger
Auf dem Weg zum Köyceğiz See finden wir in einem kleinen Dorf einen Laden, in dem wir Wasser und Snacks kaufen. Nur Brot gibt es nicht. Die Ladenbesitzerin, eine ältere Dame, spricht wie erwartet kein Wort Englisch. Zum Glück lerne ich seit einigen Tagen mit der Duolingo-App Türkisch. Joel belächelt mich dabei des Öfteren, denn Duolingo ist eher auf einen Langzeiteffekt ausgelegt. In den ersten Kapiteln habe ich also anstatt “Hallo”, “Wie geht’s?” und „Tschüss“, eher Wendungen wie “ich trinke Tee” und “er liest Zeitungen” gelernt. Dementsprechend beeindruckt ist Joel, als ich die Dame redegewandt frage, wo man hier Brot kaufen kann. Wenigstens klingt es für ihn so. In Wahrheit läuft unsere Konversation in etwa so ab:
Ich: Ekmek? (“Brot”)
Sie: Macht Handgesten in Richtung Straße. Evet, evet (“ja, ja”)
Ich: Tesekkürler! Görüsürüz! (“Danke, bis später”)
Sie: Güle, güle! (“Tschüss”)
Kaffee und Schildkröten
Nach einem kräftezehrenden Anstieg blicken wir hinab auf den zwischen erdig grau-braunen Hängen liegenden Köyceğiz-See. In einer Parkbucht machen wir kurz halt, um etwas zu verschnaufen. Ein Ehepaar in einem geparkten Caravan beäugt uns neugierig und fragt, ob wir einen Kaffee möchten. Wir strahlen. Auf jeden Fall! Die beiden Mitte 50-Jährigen sprechen bruchstückhaft Englisch. Sie erzählen uns, dass sie gerade Urlaub am See gemacht haben und nun zurück in ihre Heimatstadt Bodrum fahren. Wir lernen einen neuen Ausdruck: çok güzel – sehr schön. Ab jetzt ist alles çok güzel: Der Ausblick, der Kaffee und die Miniaturhündin der beiden, die auf den Namen Carmen hört. Zum Abschied schenken die beiden uns noch zwei riesige Orangen, die sie direkt von einer der Plantagen gekauft haben. Wie sich herausstellt, die süßeste und saftigste Orange, die ich je gegessen habe!
“Guck mal Jana, da sind Schildkröten!” ruft Joel. Oh ja, gleich zwei. Nein, drei! Die kleinen gepanzerten Tiere in einiger Entfernung am Seeufer scheinen eine Art seltsamen Tanz aufzuführen. Kämpfen sie? Ich schaue genauer hin. Nein, im Gegenteil – da läuft gerade ein wildes Paarungsritual ab. Wir fahren weiter und gönnen den drei Raudis ein bisschen Privatsphäre.
Einmal Schlammkur bitte!
Am Köyceğiz-See haben wir ein ganz besonderes Ziel: Neben dem kleinen Dörfchen Sultaniye befinden sich heiße Thermalquellen, die wir besuchen wollen. Nach einigen Verhandlungen mit dem Platzwart der Anlage einigen wir uns auf 150 tl (7,50€) für die Benutzung der Quellen und das Camping. Dafür, so verspricht er uns, könnten wir die Pools die ganze Nacht nutzen, während die letzten Tagesgäste die Anlage um 19:00 verlassen.
Die Thermalanlage ist ausgebaut und ähnelt einem Schwimmbad: Es gibt ein heißes Innenbecken nur für Frauen, ein gemischtes Innen- und Außenbecken sowie ein Schlammbad und kalte Duschen. Im Wasser schwimmen ein paar Algen und Flusen, aber sonst ist es mit 40°C herrlich. Wir entspannen unsere müden Muskeln, bevor wir uns in das lauwarme Schlammbad wagen. Nachdem wir uns eingerieben haben, gibt es nur zwei Möglichkeiten, den Schlamm wieder abzuwaschen: Die kalten Duschen oder einen Sprung in den See.
Wir entscheiden uns für Letzteres. Brrrr, es ist so kalt, dass ich meine Arme und Beine für einen kurzen Moment nicht mehr spüre. Nach dem Sprung in den See fühlen sich sogar die kalten Duschen warm an! Zurück am Zelt machen wir ein Lagerfeuer aus herumliegenden Pinienzweigen und genießen den Sonnenuntergang über dem See. Danach kuscheln wir uns in unsere Schlafsäcke und genießen die Ruhe.
Nächtliche Störenfriede
Bis ich um kurz nach 22:00 aufschrecke, als ich mehrere Männerstimmen näher kommen höre. Die Kegel zweier Taschenlampen huschen über unser Zelt. Schritte nähern sich und jemand läuft dicht an mir vorbei. Das ist merkwürdig, denn wir befinden uns unterhalb der Zufahrtsstraße direkt am See. Zwischen unserem Zelt und dem Ufer befindet sich nur noch ein Stapel Holz. Was könnten die Männer wollen? Ich wecke Joel: “Ich glaube, da ist jemand bei unseren Rädern!” Joel setzt sich auf, macht Licht und späht aus dem Zelt. Die Schritte entfernen sich. Zu unserer Erleichterung stehen die Räder unangetastet dort, wo wir sie abgesperrt haben. Falscher Alarm.
Um 01:00 wache ich erneut auf, als ein Boot mit knatterndem Motor mehrfach wenige Meter von uns entfernt am Ufer entlang fährt. Ich frage mich, wie Joel bei diese Lärm seelenruhig weiterschlafen kann. Diesmal wecke ich ihn nicht und lausche angespannt in die Dunkelheit, bis sich das Boot wieder entfernt. Was für eine unruhige Nacht. In der Wildnis hätte ich besser geschlafen.
Die Münze des Heiligen Christophorus
Frisch gebadet verlassen wir am Folgetag die heißen Quellen über einen kleinen, steilen Feldweg. Als wir wieder auf der Hauptstraße angekommen sind, stoppe ich abrupt mein Rad. Der heilige Christophorus! Die Münze des heiligen Christophorus, dem Schutzheiligen der Reisenden, muss am Zeltplatz von meinem Rad gefallen sein. “Wir müssen zurück!”; rufe ich. “Was?”, Joel guckt mich verständnislos an. “Das sind drei Kilometer bergab und dann wieder bergauf auf einem Feldweg! So wichtig kann doch die Münze nicht sein!” Aber ich bestehe darauf, den kleinen Talisman zu suchen. Also machen wir einen Plan:
Joel lädt alle Fahrradtaschen ab und fährt unbepackt zurück zu den Quellen, während ich am Straßenrand warte. Natürlich bin ich nicht untätig: Ich mache uns einen Kaffee!, beschließe ich kurzerhand. Also Campingkocher* ausgepackt und los. In den 20 Minuten, die ich auf Joel warte, halten zwei von zehn vorbeifahrenden Autos an und fragen mich, ob ich Hilfe brauche. 5 Sterne für die türkische Gastfreundschaft! In Deutschland hätte wahrscheinlich eins von 100 Autos angehalten – wenn überhaupt. Als Joel wieder da ist und seelig seinen Kaffee schlürft, hat er eine Überraschung für mich: Nicht nur die Münze hat er gefunden, sondern auch meine Sandalen, die wir neben dem Zelt vergessen hatten. Na wenn das keine Symbolik hat!
Eine Lachs-fressende Schildkröten-Gang
Am Abend finden wir oberhalb der Straße an einem bewaldeten Hang ein einigermaßen ebenes Plätzchen für unser Zelt*. Seit drei Tagen haben wir nun kein Internet mehr. Einerseits nervig, denn wir sind so ans Googlen zwischendrin gewöhnt. Auch das Wetter müssen wir nehmen, wie es kommt. Andererseits ist es sehr befreiend, unsere wenige Zeit zum Ausruhen nicht wie sonst am Handy zu verbringen. Von unserem Zeltplatz aus schaut man auf ein kleines Dorf im Tal und hört den Muezzin singen. Neben mir wandert eine Schildkröte vorbei.
An diesem Abend gönne ich mir zu meinem Teller Bohneneintopf eine Portion eingeschweißten Lachs. Wie immer, wenn wir im Wald schlafen, platzieren wir unseren Müllbeutel vor dem Schlafengehen einige hundert Meter vom Zelt entfernt. Beim Einsammeln am nächsten Morgen ist der Beutel zerrissen und der Inhalt auf dem Waldboden verteilt. Joel vermutet einen Wolf, ich denke, es war eine Lachs-fressende Schildkrötengang.
Fethiye und Ölüdeniz
In Fethiye treffen wir uns mit Joel’s Mutter und ihrem Partner und verbringen eine Woche gemeinsam. Unter anderem besuchen wir den in England bekannten Ort Ölüdeniz. Die Briten sprechen den Namen des Ortes so anders aus, dass es eine Weile dauert, bis wir merken, dass wir Dasselbe meinen (Ölü-Dennis vs. Aluh-Denih). Der beinahe 2000 m hohe Babadağ-Berg ragt hier direkt vom Meer in die Höhe und lockt viele Paraglider an. Und auch die Lagune am Strand von Ölüdeniz mit ihrem malerisch-türkis-blauen Wasser ist einen Besuch wert. Dass viele Engländer in Ölüdeniz absteigen, ist auch an den bunten Reklamen der Läden im kleinen Örtchen ersichtlich: FootLokcer, Choco Bucks, Marc’s and Spengers, sowie Saintsbury’s Shopping sind nur einige Abwandlungen von bekannten englischen Marken, die uns zum Schmunzeln bringen.
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Einen Blogartikel zu schreiben ist sehr zeitaufwendig und wir sind beim Posten auf gutes Internet angewiesen, sodass unsere Erlebnisse hier oft einige Wochen zurückliegen. Wo wir aktuell sind, könnt ihr auf dieser Karte bzw. über unseren Instagram-Account verfolgen!
Hallo,
Schöne Geschichten. Aber wo im Menü finde ich den ersten Blog und wo den ersten pro Land? Ein Blog macht nur dann Spaß, wenn man die Reise verfolgen kann. Außerdem reagiert die Seite nicht auf den Dunkelmodus und ist daher oft zu hell.
Lieber Wilfried,
schön dass du auf unseren Blog gestoßen bist!
Vielen Dank für deinen Kommentar, wir freuen uns immer über kritische Anmerkungen! Unsere Route und Blogeinträge nach Ländern (in chronologischer Reihenfolge) findest du auf dieser Seite!
Bezüglich des Dunkelmodus – ein super Verbesserungsvorschlag! Wir werden versuchen, eine Funktion in die Website-Theme zu integrieren!
Viele Grüße aus Usbekistan
Joel und Jana